Blickpunkte

Baufinanzierung - Vorbild Wulff?

Für die BW-Bank war das Immobiliendarlehen an Christian Wulff ein schlechtes Geschäft. Denn auch wenn die Staatsanwaltschaft die strafrechtlichen Ermittlungen wegen fehlender Hinweise auf Rechtsverstöße bei dem Kreditgeschäft eingestellt hat, bleibt doch ein "Gschmäckle" und mithin ein Imageschaden, nicht nur für den Bundespräsidenten, sondern auch für die Bank. Daran wird es auch nichts ändern, wenn nach der internen Untersuchung "Köpfe rollen" sollten.

In diesem Umfeld ist es umso erstaunlicher, dass sich das Finanzportal Immobilienscout 24 am 12. Januar zu Wort meldete, um eine Lanze für den Bundespräsidenten und die Bank zu brechen: Der in den Medien als zu niedrig kritisierte Zins sei schlicht auf die kurze Zinsbindung zurückzuführen, ließ sich Ralf Weitz, der Geschäftsleiter für den Bereich Baufinanzierungen zitieren. Der in die Schlagzeilen geratene Kredit sei somit das Ergebnis einer guten Finanzierungsberatung.

All diejenigen, die sich an den güns tigen Konditionen stören, müssten diese also mit Geldmarktfinanzierungen beziehungsweise variablen Krediten anderer Anbieter vergleichen. Nur dann lässt sich wirklich ermitteln, ob es an dieser Stelle mit rechten Dingen zugegangen ist oder nicht. Im Ausland sind solche variablen Kredite gang und gäbe. Dass die Deutschen in aller Regel auf möglichst lange Zinsbindung setzen, um vor bösen Überraschungen gefeit zu sein, ist im internationalen Vergleich eher eine Besonderheit.

In der aufgeheizten Diskussion wurde dieser Einwurf freilich eher als Skurrilität aufgenommen, die nicht recht ins Klima passe. Ein entsprechender Konditionenvergleich fand zumindest in den Massenmedien nicht statt. Der Bank und Christian Wulff nützte der Diskussionsbeitrag somit nichts. Für all diejenigen, die öffentlichen Amtsträgern künftig Geld leihen, heißt das: Sie können ruhig ordentlich an der Preisschraube drehen. Hart verhandeln wird so bald kein Politiker mehr. Red.

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