Blickpunkte

Firmenkundengeschäft I - Schwierige Eheberatung

Kundenbeziehungen im Firmenkundengeschäft haben manches von einer Ehe an sich: Sie dauern oft lange, und oft gibt es gute und schlechtere Zeiten, in denen sich die Beziehung als tragfähig erweisen muss. Dass die Bundesregierung mit dem "Kreditmediator" nun auf ein Instrumentarium setzt, wie man es vor allem aus der Eheberatung kennt, ist insofern vielleicht durchaus passend.

Ob ein solcher Vermittler in der Praxis viel ausrichten kann, ist freilich zu Recht umstritten. Anders als in der Eheberatung geht es schließlich weniger darum, Emotionen zu beschwichtigen, sondern ums Geschäft - und damit um nackte Zahlen. Und hier stellt sich die Frage, was es zu vermitteln gibt, wenn in der Risikoprüfung der Bank alle Alarmlampen aufleuchten. Sollen Kreditinstitute überredet werden, sich wider besseres Wissen in Engagements zu begeben, die sie eigentlich nicht für verantwortbar halten? Üblicherweise zielt Mediation auch auf Entgegenkommen von beiden Seiten. Dann müsste der Kreditmediator Kredit suchenden Unternehmen zumindest auch Risikoaufschläge schmackhaft machen, die ihnen heute noch als zu hoch erscheinen. Oder geht es darum, Alternativen zum Bankkredit zu suchen? Hierfür wiederum bräuchte man nicht unbedingt einen Vermittler. Diese Instrumente haben die Firmenkundenbetreuer ohnehin in ihrer Produktpalette. Von einem darf schließlich ausgegangen werden: Kaum ein Kreditinstitut wird einen Kunden unverrichteter Dinge zur Konkurrenz ziehen lassen, wo sich - zu akzeptablen Bedingungen, versteht sich - ein Geschäft abschließen lässt. Wozu also der Mediator nützen soll, wird ab März 2010 vielleicht erst die Praxis zeigen. sb

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