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Kommunikation - Mehr Deutsch im "Beipackzettel"

Anfang September dieses Jahres hat die Deutsche Kreditwirtschaft ein gemein sam mit Anleger- und Verbraucherschutzorganisationen und dem Bundesverbraucherschutzministerium erarbeitetes Glossar für die Produktinformationsblätter vorgestellt. Ziel des Glossars ist es, den "Beipackzetteln" der Finanzprodukte mehr Verständlichkeit zu verleihen, indem Fachausdrücke weitestmöglich durch allgemeinverständliche Begriffe ersetzt werden, was in vielen Fällen ganz einfach durch die Verwendung eines deutschen anstelle eines Fremdwortes erreicht werden kann.

Vorangegangen war der Veröffentlichung des Glossars für den Beipackzettel eine genaue Prüfung von 340 Produktinformationsblättern zu verschiedenen Produktgattungen durch die darauf spezialisierte Exameo GmbH, Frankfurt am Main, bei dem potenziell schwierige Begriffe identifiziert wurden.

Aus dieser Liste wiederum hat eine Arbeitsgruppe der Deutschen Kreditwirtschaft mit dem Deutschen Derivate Verband, dem Verbraucherzentrale Bundesverband, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Begriffe herausgefiltert, die künftig vereinfacht, vereinheitlicht oder gar nicht mehr verwendet werden sollen.

Als Ergebnis umfasst das Glossar nun 66 standardisierte Begriffserläuterungen, 61 Ausdrücke, die erklärt werden müssen, und 131 weitere, die nicht mehr verwendet werden sollen. Empfohlen wird eine Umsetzung ab dem 1. Dezember dieses Jahres.

In vielen Fällen sind die angeregten Änderungen zweifellos durchaus sinnvoll. So soll beispielsweise das Agio sicher zu Recht künftig zum Ausgabeaufschlag werden, der Basket zum Aktienkorb, der Chart zur Grafik, der Kupon zum Zinssatz, Leverage zum Hebel und das Time-Lag zur Zeitverzögerung. Es gilt der Grundsatz: Wo immer möglich, sollten deutsche Begriffe verwendet werden.

Es gibt aber auch Änderungen, nach deren Sinn man sich fragen kann. So erschließt sich etwa nicht, weshalb das Wortungetüm "Handelsplatzentgelt" verständlicher sein soll als "Börsengebühr" oder warum die "Ausgabe" zur "Emission" werden und die englische "Benchmark" dem deutschen "Referenzwert" vorzuziehen ist, obgleich eingangs der Verzicht auf Fremdwörter als Grundsatz aufgestellt wird. Hier kann sicher noch nachgebessert werden.

Hilfreich ist das Glossar vermutlich vor allem bei der Bereitstellung von Formulierungen, mit denen erklärungsbedürftige Begriffe im Kurztext umschrieben werden. Hier kann das Glossar sicher zu mehr Einheitlichkeit und besserer Verständlichkeit beitragen. Red

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