Blickpunkte

Mitarbeiter - Anerkennung für S-Call-Center

Üblicherweise sind Sparkassen als Arbeitgeber geschätzt. Die Karriereleiter mag vielfach kürzer sein, als es die Großbanken bieten können. Dafür gibt es einen massiven Personalabbau, wie ihn die Großbanken immer wieder einmal ankündigen, bei den öffentlich-rechtlichen Instituten selten. Und auch Standortschließungen und dadurch bedingte Versetzungen verlieren an Brisanz, weil sie aufgrund des regionalen Antritts für die Mitarbeiter in aller Regel ohne Umzug zu bewerkstelligen sind.

Dass einer der längsten Streiks in der Geschichte der Bundesrepublik ausgerechnet im Sparkassenlager stattfand, ist vor diesem Hintergrund schon bemerkenswert.

117 Tage befanden sich die 800 Call-Center-Mitarbeiter der S Direkt-Marketing GmbH, Halle, im Arbeitskampf, bevor sie Anfang November eine Anhebung des nach Angaben der Gewerkschaft Verdi seit 15 Jahren unveränderten Stundenlohns von 7,38 auf 8,50 und demnächst 9,00 Euro durchsetzen konnten. Gleichzeitig wurde die Fünf-Tage-Woche eingeführt und der jährliche Urlaubsanspruch um zwei auf insgesamt 27 Tage angehoben. Dass die Einigung so lange dauerte, ist für die Sparkassen sicher eine Peinlichkeit - erweckt es doch den Eindruck, dass die Call-Center-Agenten nur Mitarbeiter zweiter Klasse sind. Das passt nicht zum Image der S-Finanzgruppe. Und es wäre vermutlich auch eine Fehleinschätzung. Zwar haben sich die Hoffnungen auf Outbound-Aktivitäten der Call-Center im Vertrieb nur sehr bedingt erfüllt und mussten angesichts der neuen Rechtslage sogar großenteils gestrichen werden. Denn wer Kunden anruft, um ihnen Produkte an zubieten, bewegt sich damit zumeist mindes tens im rechtlichen Graubereich.

Der große Neugeschäftsbringer sind Call-Center deshalb sicher nicht. Zusätzliches Geschäft vermitteln sie allenfalls dann, wenn es gelingt, einen Kunden, der wegen konkreter Anliegen anruft, zugleich auf attraktive Angebote oder einen Beratungstermin anzusprechen. Doch auch dann, wenn es "nur" um Kundenservice geht, haben die Call-Center hohe Bedeutung. Schließlich ist es der Service, der zu einem beträchtlichen Teil über die Kundenzufriedenheit entscheidet und zur Differenzierung gegenüber reinen Onlineangeboten beiträgt. Und wer den Mitarbeitern in den Geschäftsstellen gleichsam den Rücken freihält, verdient auch eine gewisse Anerkennung, mag auch seine Tätigkeit weniger anspruchsvoll sein als etwa die eines Wertpapier- oder Immobilienfinanzierungs-Beraters. Red.

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