Blickpunkte

Netbank Neue Direktbankdiskussion im S-Verbund?

Eine Direktbankdiskussion wie bei den Sparkassen hat es bei den Sparda-Banken nie gegeben. Das mag nicht zuletzt an der Kompaktheit der Gruppe liegen, die eine Abstimmung untereinander vergleichsweise zum Kinderspiel macht. Zudem scheinen die Sparda-Banken nicht allzu empfindlich zu sein, wenn es um Töchter geht, deren Tätigkeitsgebiet nicht auf das Geschäftsgebiet der Mutter beschränkt ist. So haben die Spardas Münster, Hessen und West Vertriebstöchter gegründet, mit denen man den unabhängigen Finanzvertrieben Paroli bieten möchte - alle miteinander bei entsprechendem Markterfolg theoretisch auch bundesweit tätig.

An der Netbank AG, Hamburg, waren nie alle Institute der Gruppe beteiligt. Auch bei den Übrigen kam es aber nie zu einem vernehmlichen Aufschrei über das "Wildern" der Internetbank in ihrem Geschäftsgebiet - zum einen wohl, weil ein Einstieg auch dieser Banken immer zur Disposition stand, vor allem aber wohl deshalb, weil die Netbank mit ihren knapp 69 000 Kunden für eine Gruppe, die Jahr für Jahr Marktanteile gewinnt, schlicht zu klein ist, um als Ärgernis wahrgenommen zu werden.

Die Äußerungen über die Hamburger Tochter, die als reine Internetbank in einer engen Nische agiert, waren dennoch stets zufrieden. Warum man die Mehrheit nun abgegeben hat, ist deshalb auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Eine Rolle spielen könnte jedoch das Selbstverständnis der Spardas, die sich - trotz reger Filialisierungsstrategie in den letzten Jahren - aus ihrer Tradition her als "Direktbanken mit Filialen" verstehen. Eine eigene Direktbank scheint da nicht so sehr erforderlich.

Dass man die Tochter an die Landesbank Berlin verkauft hat und damit - bei noch nicht abgeschlossenem Bieterverfahren um die Berliner - in Kauf nahm, sie an die S-Finanzgruppe abzugeben, zeigt gesundes Selbstvertrauen: Den Wettbewerb des Marktführers im Retailbanking fürchtet man offenbar so wenig, dass keine Skrupel bestehen, der Sparkassenorganisation eine Direktbank zu überlassen, aus der diese mit ihrer geballten Marktkraft sicherlich mehr machen könnte.

Heinrich Haasis hat es schon kundgetan: Eine "Sparkassen-Direktbank" soll die Netbank nicht werden - damit wäre man wieder beim alten Thema: der Diskussion darüber nämlich, ob sich die Sparkassen damit selbst das Wasser abgraben oder direktbankaffine Kunden, die man sonst verloren hätte, zumindest im Verbund halten könnten. Immerhin: Die Option, die Netbank als Basis für einen Auftritt mit einer Zweitmarke zu nutzen, soll geprüft werden. sb

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