Blickpunkte

Verbundstrategie - Sparda-Banken fürchten Benachteiligung

Rekorde haben die Sparda-Banken nicht zu bieten - weder eine gigantische Gewinnmaximierung einerseits noch einen rigorosen Stellenabbau andererseits, so Prof. Dr. Joachim Würmeling, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Sparda-Banken e.V., Frankfurt am Main. Und die Spardas müssten sich auch nicht in einem Kulturkampf auf die Kunden zurückbesinnen, betont er mit Blick auf die Kampagnen mancher Wettbewerber, da sie die Kunden nie aus den Augen verloren hätten. Dass die Spardas beim Kundenmonitor Deutschland bereits zum 20. Mal den Sieg in Sachen Kundenzufriedenheit davontragen konnten, bestätigt diese These.

Auch europaweit geht der Trend zu Genossenschaften im Bankwesen - allerdings mit anderen Strukturen. Und hier sieht Würmeling das Kernproblem nicht nur der Sparda-Banken, sondern der deutschen Genossenschaftsbanken insgesamt: Es fehlt nach wie vor die Berücksichtigung ihrer strukturellen Besonderheiten. Wenn etwa Beteiligungen an der DZ Bank vom Eigenkapital abgezogen werden müssen oder eine Transaktionssteuer auch bei Geschäften innerhalb des Verbunds anfallen sollte, würden Verbünde im Vergleich zu Konzernstrukturen benachteiligt.

Doch nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch national droht eine Benachteiligung. Als Beispiel nennt der Jurist Würmeling den Entwurf für ein deutsches Honorarberatungsgesetz. Hier würden die Anforderungen so hoch geschraubt, dass sie von kleinen und mittleren Banken und vor allem in kleineren Geschäftsstellen nicht mehr zu erfüllen sind, etwa weil der Honorarberater disziplinarisch nicht mehr dem Filialleiter unterstellt werden darf. Im Ergebnis bliebe dann "der kleine Mann außen vor".

Grundsätzlich beurteilt der Verband der Sparda-Banken - im Einklang mit der Mehrheitslinie in der deutschen Genossenschaftsorganisation - die Honorarberatung zwar skeptisch. Die Provisionsberatung, bei der die Vergütung - unabhängig vom zeitlichen Aufwand der Beratung - in Abhängigkeit vom Geschäftsvolumen gezahlt wird, passe mit ihrem Solidarprinzip weitaus besser zu der genossenschaftlichen Idee als die Honorarberatung, bei der Sparer mit niedrigeren Volumina, aber hohem Beratungsbedarf im Verhältnis deutlich mehr zahlen als Großanleger, die sich mit Anlagethemen oft sehr viel besser auskennen.

Trotz dieser grundlegenden Kritik an der "Umverteilung" durch die Honorarberatung will man sich von der Möglichkeit, sie anzubieten, doch nicht von vornherein ausgeschlossen wissen. Denn die Spardas verstehen sich gerne nicht als "First Mover", sondern als "First Follower": Wenn Entwicklungen erfolgreich sind, greift man sie gerne auf. Dank der Strukturen in der Gruppe mit eigenem Rechenzentrum und eigener Beratungsgesellschaft für die zwölf Banken (die ehemalige Sparda-Software GmbH, die 2012 in Sparda Consult umbenannt wurde) ist man hier meist auch relativ schnell. sb

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