Blickpunkte

Verbundstrategie - Sparda-Verband wird politischer

Prof. Dr. Joachim Wuermeling, der neue Vorstandsvorsitzende des Verbands der Sparda-Banken e. V., Frankfurt am Main, ist kein gelernter Banker. Das kann und will er gar nicht verbergen. Als "Quereinsteiger" nicht nur ins Bankgeschäft, sondern auch in das Finanzgewerbe überhaupt, setzt er deshalb ganz andere Akzente als seine Vorgänger. So ist etwa das wachsende Gewicht der Sparda-Banken im genossenschaftlichen Verbund für ihn weit weniger ein Thema als für Laurenz Kohlleppel oder gar Dr. Peter Scharpf, der regelmäßig noch die Diskriminierung der Spardas durch die Volks- und Raiffeisenbanken zu kritisieren hatte.

Wuermelings Materie dagegen, das spürt man ganz deutlich, ist eine andere: Der ehemalige Wirtschaftsstaatssekretär und EU-Parlamentarier fühlt sich beim Thema Regulierung zu Hause. Und hier thematisiert er Problemstellungen, die für alle deutschen Genossenschaften Relevanz besitzen.

Allen voran geht es ihm um die offenbar akute Gefahr, dass zwar nicht die Geschäftsguthaben der Mitglieder, wohl aber die nur in Deutschland bekannten Haftsummenzuschläge, also die Nachschusspflicht im Verlustfall, im Zuge von Basel III nicht mehr als hartes Kernkapital anerkannt werden könnten. Die Signale, dass es hier zu einem Sinneswandel im Sinne der deutschen Genossenschaftsbanken kommen könnte, seien "sehr verhalten". Für viele Institute wäre das Thema der Haftsummenzuschläge vermutlich nicht wirklich entscheidend. Es geht aber ums Prinzip. Denn die Regulatorik dürfe die Vielfalt der Geschäftsmodelle nicht zu stark beeinträchtigen, moniert Wuermeling. Ansätze, die in anderen Ländern nicht bekannt seien, dürften nicht allein deswegen benachteiligt werden.

Das Gewicht, das der neue Chef des Sparda-Verbands auf diese Themen legt, wird sich sicher auch in seinen Aktivitäten niederschlagen. Und damit schließt er in gewissem Sinne nahtlos an seine Vorgänger an: Denn durch seine zweifellos noch vorhandenen guten Kontakte in die deutsche wie europäische Politik kann er der Genossenschaftsorganisation sicher nützlich sein. Ein Verbandsvertreter mit solchen Verbindungen ist dieser Tage von unschätzbarem Wert. Und damit wäre einmal mehr die Bedeutung der Spardas für den genossenschaftlichen Verbund belegt.

Ganz assimilieren werden sich die ehemaligen Eisenbahnerbanken gleichwohl nicht: So steht etwa das eigene Rechenzentrum, die Sparda-Datenverarbeitung, nicht zur Disposition - obwohl der Verband betont, dass die Fähigkeit, mit regulatorischen Herausforderungen wie Dokumentationspflichten und Meldewesen umzugehen, immer mehr zum Wettbewerbskriterium werde. Es kommt darauf an, mit Marktteilnehmern mitzuhalten, die von Skaleneffekten profitieren können. Hier auf die Ver bundlinie einschwenken wollen die Sparda-Banken nach wie vor nicht. Mit der eigenen IT, so die Begründung, könne man die Herausforderungen sogar besser und effzienter meistern als mit dem "Einheitsanzug" eines großen Verbundrechenzentrums. sb

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