Blickpunkte

Private Wealth Management Streicheleinheiten für Wohltäter

"Tue Gutes und rede darüber": Diesen Grundsatz befolgen in Deutschland seit einigen Jahren immer mehr Menschen: Während in den achtziger Jahren durchschnittlich etwa 150 selbstständige Stiftungen pro Jahr gegründet wurden, waren es im vergangenen Jahr 880. Das dürfte unter anderem mit der verbesserten steuerlichen Absetzungsmöglichkeit zusammenhängen, die im Jahr 2000 eingeführt wurde. Von 2000 bis 2005 hat sich so die Zahl der selbstständigen Stiftungen von knapp 10 000 auf etwa 13 500 erhöht. Die schwerer erfassbaren unselbstständigen Stiftungen, Stiftungsvereine und Stiftungen öffentlichen Rechts sind in diesen Zahlen noch gar nicht enthalten.

Da bei einer Stiftung nur die Erträge der gemeinnützigen Sache zugute kommen und zudem Verwaltungskosten entstehen, ist laut Bundesverband deutscher Stiftungen eine Mindestausstattung von 50 000 Euro erforderlich. Wenn die Zweckerfüllung nachhaltig gesichert werden soll, ist eine Grundausstattung von 250 000 bis 300 000 Euro sinnvoll.

In Deutschland sind jedoch insbesondere Stiftungen mit einem Kapital unter 100 000 Euro beliebt. 43 Prozent aller Stiftungen verfügen über diesen oder einen kleineren Betrag.

Für diejenigen, die mit einem Vermögen unter den genannten Grenzen Gutes tun möchten, gibt es die Möglichkeit, eine Bürgerstiftung zu unterstützen, einem Treuhänder die Verantwortung zu übertragen oder einer bereits bestehenden größeren Stiftung zuzustiften - was dem Ego vieler Geldgeber wenig schmeicheln dürfte.

Diese Marktnische, nämlich das Geschäft mit der Eitelkeit der Spender, hat nun die Deutsche Bank für sich entdeckt. Sie hat gemeinsam mit ihren Töchtern DWS Investment und Deutsche Stiftungstrust GmbH (DSTT) das Angebot Stiftung Select entwickelt: Ab einem Kapitaleinsatz von 10 000 Euro können Kunden des Instituts ihr gemeinnütziges Engagement mit dem eigenen Namen verbinden. Die DSTT legt als Stiftungsträgerin das Geld in den DVG Stiftungsfonds an. Dieser wird von der DWS verwaltet.

Den Service lassen sich DWS und DSTT wie folgt bezahlen: Der im April 2002 aufgelegte Fonds hat einen Ausgabeaufschlag von drei Prozent, die Kostenpauschale beträgt 1,1 Prozent pro Jahr. Zusätzlich werden dem Vermögen für die Stiftungsverwaltung jährlich 0,3 Prozent entnommen. Die Erträge aus dem Kapital werden für individuell wählbare Förderschwerpunkte verwendet.

Auch dem Geltungsbedürfnis des Spenders wird in mehrfacher Hinsicht Genüge getan: Das Konto läuft auf den Vor- und Nachnamen des Stifters mit dem Zusatz "-Stiftung". Darüber erhält er eine persönliche Urkunde und einen regelmäßigen Bericht darüber, was mit dem gestifteten Geld erreicht werden konnte.

Sehr viel mehr als eine subjektiv empfundene Individualität bietet das Konzept bei Licht betrachtet gleichwohl nicht. Zum einen werden die Gelder natürlich im Rahmen vorgegebener Projekte investiert. Und auch aus Sicht des Empfängers ist und bleibt der "Klein-Stifter" einer von mehreren oder gar vielen. Gar so groß sind die Unterschiede zum "Zustiften" in bestehenden Stiftungen also nicht - abgesehen von den "Streicheleinheiten", die der Stifter in Form von Urkunde und Berichten erhält. Und diese sind schließlich auch dem Kleinstifter zu gönnen. Red.

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