Blickpunkte

Privatkundengeschäft - Wettbewerb um die Kunden der Norisbank

Noch präsentiert sich die Norisbank auf ihrer Homepage als "Qualitätsdiscounter" und "Deutschlands erste Direktbank mit flächendeckendem Filialnetz". Doch damit könnte es bald vorbei sein. Die Meldungen, wonach die Bank in eine reine Direktbank umgewandelt werden soll, sind zwar nach wie vor unbestätigt - aber eben auch nicht dementiert.

Konsequent wäre die Trennung von den rund 100 Filialen aus Sicht der Deutschen Bank zweifellos. Denn auch wenn die Mehrmarkenstrategie im Konzern nicht in Frage gestellt wird, ist das Nebeneinander zweier bundesweit tätiger Filialbanken, die sich auf das gleiche Kundensegment konzentrieren, vielleicht nicht unbedingt sinnvoll. Die Differenzierung in eine Filial- und eine Direktbank würde das jeweilige Pofil sicher stärken. Und dass es die Norisbank als die deutlich kleinere Einheit ist, die diesen Wechsel dann wird vollziehen müssen, liegt auf der Hand.

Nicht jeder Kunde wird einen solchen Strategiewechsel anstandslos hinnehmen. Einschnitte beim Service - und der vollständige Verzicht auf Filialen ist ein gravierender Schritt - schüren stets den Unmut. Wie viele Kunden den Wandel zur Direktbank angesichts der Tatsache, dass sie die Filialen letztlich nicht oft genutzt haben, gleichmütig oder auch zähneknirschend mitmachen werden, lässt sich heute wohl noch nicht absehen. Ebenso ist es unsicher, wie viele von denen, die auf die Filiale nicht verzichten wollen, stattdessen zur Postbank wechseln werden, die sie ja ursprünglich mit Bedacht nicht gewählt haben.

Wenngleich die Pläne noch nicht spruchreif sind, dürfte die Botschaft bei einem Großteil der Kunden angekommen sein. Das heißt: Sie müssen überlegen, ob sie der Norisbank gleichwohl die Treue halten oder sich anderweitig orientieren wollen. Der Wettbewerb um die potenziellen Wechsler ist also eröffnet.

Das bietet (wieder einmal) den regionalen Platzbanken eine Chance. Sie können mit dem Pfund der Dezentralität wuchern, aus der sich für die Kunden eine größere Verlässlichkeit ergibt. Selbst bei Fusionen mit benachbarten Instituten gibt es auf Spar kassen- und Genossenschaftsbankseite schließlich keinen grundsätzlichen Strategiewechsel. Man erinnere sich: Auch als im Jahr 2000 Deutsche und Dresdner Bank ihre Fusionspläne ankündigten, bot das einen willkommenen Akquisitionsanlass (siehe bank und markt 5/2000), der sich für das eine oder andere Haus richtig gelohnt hat, obwohl es zu der Fusion letztlich gar nicht kam.

Das Kundenpotenzial, um das es diesmal geht, ist selbstredend ungleich geringer. Gleichwohl werfen die Pläne ein wenig vorteilhaftes Licht auf den Umgang der Deutschen Bank mit ihren Privatkunden beziehungsweise denen ihrer Töchter. Die Kunden werden zwar nicht mehr - wie es sich bei der Bank 24 als Fehler erwies in eine als Bank zweiter Klasse empfundene Vertriebsschiene "ausgelagert". In gewisser Weise werden sie aber noch immer als Manövriermasse benutzt. Und diese Wahrnehmung ist nichts, was die Kundenloyalität stärkt. In der Folge könnte möglicherweise auch der eine oder andere Postbank-Kunde abtrünnig werden.

Hoffnung machen können sich aber auch die Direktbanken. Denn mancher nolens volens zum Direktbankkunden mutierende Norisbank-Kunde mag sich in der Folge anderweitig nach reinen Onlineangeboten umsehen. Attraktive Angebote am Markt gibt es für Wechsler genug. Red.

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