Blickpunkte

Sepa - Wer hat Schuld?

Immer, wenn irgendwo irgendetwas nicht klappt, wie es sollte, wird der dafür Verantwortliche gesucht. Das lässt sich auch beim Thema Sepa beobachten. Hat die Politik sich aus der Information zum Thema zu stark zurückgehalten? Haben Mittelständler und Vereine das Thema verschlafen? Haben Kreditinstitute sich zu sehr mit ihren eigenen Hausaufgaben befasst und die Kunden zu wenig unterstützt? Oder sind die IT-Dienstleister schuld, die zu wenig kostengünstige und für kleine Unternehmen taugliche Software-Lösungen für die Umstellung vorbereitet haben, wie es die Europäische Zentralbank in ihrem zweiten Sepa-Migrationsbericht angedeutet hat?

Wie so oft, wird die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen. Versäumnisse gab es vermutlich bei allen Beteiligten. Der Bundesverband IT-Mittelstand jedenfalls will den Vorwurf der EZB offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand e.V. (BITMi), Aachen, sieht die Ursache dafür, dass viele Mittelständler und Vereine erst viel zu spät auf das Sepa-Lastschriftverfahren umstellen, zum einen in der "nicht individualisierten Broschüren-Beratung" der Finanzwirtschaft und der schleppenden Umstellung der Sepa-Verarbeitung innerhalb der Banken.

Zum anderen habe es an einer klaren Rechtslage gefehlt. Ständige Änderungen der Rechtsauffassungen zur nationalen Umsetzung der Sepa-Richtlinie in Deutschland - zuletzt die im September bekannt gegebenen Änderungen aus der August-Sitzung des Sepa-Rates - bekämen vor allem mittelständische IT-Dienstleister zu spüren. Schließlich müssten auch bereits aktive Sepa-Umstellungen dadurch wiederholt modifiziert werden. Hier hätte man eine Übergangszeit von mindestens zwölf Monaten gebraucht, in der sich weder Rechtslage noch technische Formate noch die Verfahren ständig ändern, kritisierte Oliver Grün Ende November.

Dieser Vorwurf hat zweifellos eine gewisse Berechtigung. IT-Dienstleister sind bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben immer die letzten, die die Verzögerungen beim Feststecken der Rahmenbedingungen wieder aufholen sollen, um den Stichtag noch zu halten. Das kann nicht immer gelingen. Ob es zum 1. Februar klappt, wird sich in Kürze zeigen.

So oder so: Für Schuldzuweisungen ist es jetzt ohnehin zu spät. Sollte es in vier Wochen zu größeren Stockungen im Zahlungsverkehr kommen, sind vielmehr unbürokratische Lösungen gefragt. Gut möglich, dass die Politik einen Plan B in der Tasche hat, wie es der BITMi fordert. Sollte es einen solchen geben, wird er jedoch sicher nur im äußersten Notfall herausgeholt. Alles andere wäre ein falsches Signal. Red.

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