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Verbundstrategie - Sparda Hamburg erweitert Zielgruppe

Anders als die Volks- und Raiffeisenbanken sind die Sparda-Banken typischerweise reine Privatkundenbanken - bisher. Denn ganz allmählich scheint sich in der Gruppe ein Trend anzubahnen, hier behutsam über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich dem Firmenkundengeschäft anzunähern. Ein klassisches Firmenkundengeschäft, das der (in der Sparda-Bank Hessen aufgegangenen) Sparda-Bank Kassel hohen Wertberichtigungsbedarf beschert hatte, wird es so schnell wohl nicht geben. Dort aber, wo ein Bezug zum Kerngeschäft besteht, scheint eine Erweiterung der Zielgruppe immer attraktiver zu werden.

Die Sparda-Bank West hat dies über eine Tochtergesellschaft gelöst: Die Viantis AG ist unter anderem im Bauträgergeschäft unterwegs. Die Sparda-Bank Hessen hat im Januar dieses Jahres mit der Aussage überrascht, eine Erweiterung der Zielgruppe auf Freiberufler, nicht mehr auszuschließen, die ja typischerweise zwischen Privat- und Firmenkundengeschäft rangieren.

Bei der Sparda-Bank Hamburg gab es im Juni dieses Jahres sogar eine Satzungsänderung. Damit wird die Zielgruppe um Wohnungsgenossenschaften erweitert. Mit deren Finanzierung möchte die Bank nach eigenem Bekunden zu betragsmäßig höheren und damit auch produktiveren Finanzierungs-Abschnitten in ihrem Kerngeschäft Baufinanzierung kommen, in dem die Sparda-Banken durchweg traditionell stark sind. Es handele sich um ein Geschäft, das die Bank von ihren Fähigkeiten her gut beherrsche, heißt es dazu in Hamburg.

Dieser - wenn auch behutsame - Paradigmenwechsel bei den Sparda-Banken, die über viele Jahre die Vorteile der alleinigen Beschränkung auf das Retailgeschäft mit privaten Kunden beschworen hatten, ist ein signifikantes Symptom dafür, wie schwer es die Zinssituation Kreditinstituten macht, in ihrem traditionellen Geschäft Geld zu verdienen. Dr. Heinz Wings, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Hamburg, spricht davon, dass die fast zinslose Zeit alte Geschäftsmodelle ins Wanken bringe. Hier wird eine Neuorientierung nötig - auch um den Preis, damit wesentlich höhere Risiken in die Bücher zu nehmen. Denn das "Kleinvieh" der Retailkunden macht zwar bekanntlich auch Mist. Der Misthaufen schrumpft aber bedenklich. Red.

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