Blickpunkte

Werbung Attac zur Bankenkrise: Pure Bankenschelte

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine ganz gewöhnliche Bankwerbung mit Schwerpunkt Beratung: Eine zufrieden lächelnde Kundin und ein seriös gekleideter Berater sitzen einander im Beratungsgespräch gegenüber. Dazu ertönt eine Stimme aus dem Off. "Ihr Vertrauen ist unser größtes Kapital", beginnt der Text nicht überraschend. Doch schon der nächste Satz lässt den Zuschauer aufhorchen auch wenn der Text im gleichen, ruhigen, Vertrauen erweckenden Tonfall gesprochen wird wie zuvor: "Dadurch finden wir seit Jahrzehnten Wege und Möglichkeiten, Ihnen das abzunehmen, was uns am Herzen liegt: Ihr Geld. Wir haben Sie belogen, betrogen und Ihnen Ihre letzten Kröten mit falschen Versprechungen aus der Tasche gezogen. Das war wirklich prima. Leider haben wir uns in der letzten Zeit etwas verzockt, weil wir bei dem globalen Roulette des Finanzwesens den Hals nicht voll genug gekriegt haben. Ihr Geld ist jetzt weg. Aber das sollte Sie nicht abhalten, uns mit Ihren Steuern aus der Patsche zu helfen. Damit wir Ihnen auch in Zukunft wieder kräftig in die Tasche greifen können."

Immer wieder sieht man währenddessen Banker ohne Hosen durch den Raum laufen. Die Kundin schaut befremdet, wendet sich aber immer wieder mit einem Lächeln ihrem Berater zu. Als man sich nach der Unterschrift erhebt, steht auch er zu Hemd, Krawatte und Sakko in Unterhosen da. Die abschließend eingeblendete Schlussbotschaft lautet: "Lassen Sie sich nicht für blöd verkaufen. Schließen Sie mit uns das Casino."

Hinter dem vom Tatort-Regisseur Thomas Bohn entwickelten 52-Sekünder steht das Netzwerk Attac. Im Abendprogramm der großen Fernsehsender ist der Spot deshalb - wohl aus Budgetgründen - nicht zu sehen. Gezeigt wird er im Kino, und zwar im Vorfeld des neuen Bond-Films "Ein Quantum Trost" und des Dokumentarfilms "Let's make Money".

Beim Zuschauer dürfte die harsche Kritik am Kreditgewerbe durchaus einen gewissen Zustimmungseffekt erzielen. Unter dem Strich bleibt der Zuschauer aber wohl doch eher ratlos zurück. Denn mit dem eingeblendeten Nachsatz will Attac das Publikum zwar auffordern, sich weiter zum Thema zu informieren und etwa mit Unterschriften die Forderungen des Netzwerks zu unterstützen. Ob der auf seinen Film wartende Kinobesucher im Nachgang solche Aktivität entfalten wird, ist aber doch wohl eher fraglich. Und eine Alternative zu den als Lügner und Betrüger dargestellten Banken und Sparkassen bieten nicht einmal diese. Auch wenn sich so mancher Zuschauer also vielleicht in seiner Bankenschelte bestätigt fühlen mag: Hilfreich ist das weitere Untergraben des ohnehin bereits erschütterten Vertrauens in der gegenwärtigen Situation sicher nicht. sb

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