Blickpunkte

Werbung Mastercard mit Eigentor

Mastercard und Fussball - das gehört für den geneigten Karten- und Kickerfan seit vielen Jahren schon irgendwie zusammen. Zu präsent war der amerikanische Kreditkartenanbieter auf allen großen Turnieren - egal ob Weltmeisterschaft, Europameisterschaft oder Champions League. Auch während der gerade zu Ende gegangenen Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz hatte Mastercard neben JVC, KIA Motors und Continental die Werbehoheit, erst recht für die Finanzdienstleistungsbranche. Damit wird nun zumindest bei den Weltmeisterschaften erstmal Schluss sein, da Mastercard auf das Sponsoring für die Turniere 2010 und 2014 zugunsten von Visa verzichtet hat - eine Zahlung von 90 Millionen Euro durch die Fifa hat den Rückzug entscheidend versüßt. Umso verwunderlicher, dass den Verantwortlichen beim vorerst letzten großen Auftritt auf der internationalen Fussballbühne dabei folgender Spot durchrutschte, der dem Image von Mastercard keineswegs zuträglich ist: Die beiden altbekannten gelben und roten Bälle rangeln ein wenig miteinander, bevor der gelbe abdreht und eine Runde um das Sofa hüpft. Der rote Ball, gar nicht dumm, platziert einen Reißzwecken derart geschickt, dass der Gelbe nicht mehr ausweichen kann und ihm schnaufend die Puste ausgeht. Ist das zielführend? Einerseits ja, so die Befürworter, weil sich viele Konsumenten an den Spot erinnern würden. Andersrum natürlich nicht, denn die Assoziation vor allem der Verbraucher und nicht der Marketingstrategen mit dem Spot fällt sehr eindeutig aus: Bei Mastercard ist die Luft raus! Umso schlimmer sind solche Flops zu bewerten, da Mastercard in Imagesachen in Europa ein beträchtliches Aufholpotenzial zum Konkurrenten Visa zu haben scheint. Der aktuellen Untersuchung "Trusted Brands" von Readers Digest zufolge vertrauen 2008 nämlich lediglich die Ungarn der Marke Mastercard mehr als Visa. In allen anderen europäischen Ländern mit Ausnahme UK, hier führt Barclaycard, dominiert Visa seit fünf Jahren schon unangefochten die Kreditkartenanbieterbranche gemessen an der Marke. Und auch sonst sind die Mastercard-Themen derzeit alles andere als positiv. EU-erzwungener Verzicht auf die Interchange, Verlust des Lufthansa-Portfolios an den Konkurrenten Visa - da gehen Nettoertragssteigerungen um 29 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, eine Verdoppelung des Nachsteuerergebnisses und eine Versechsfachung des Aktienkurses seit Börsengang vor zwei Jahren leider fast unter. Da wäre eine Fussball-Europameisterschaft doch eine wunderbare Gelegenheit zur Imagepflege. Im Fussball nennt man so etwas ein klassisches Eigentor. po

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