Blickpunkte

Anlageverhalten - Krisenbarometer

Dass sich das Anlageverhalten der Bevölkerung stark der wirtschaftlichen Lage anpasst, ist keine wirkliche Überraschung. Insofern mag es nicht verwundern, dass das Meinungsforschungsinstitut Forsa in seiner im Sommer dieses Jahres durchgeführten repräsentativen Umfrage in der volljährigen deutschen Bevölkerung auch im Jahr drei der Krise und rund zwei Jahre nach Lehman in allen Gruppen noch immer ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen registriert hat. Nach Anlageklassen differenziert passt dazu auch der Befund einer eher verhaltenen Zuneigung zu Aktienengagements, sei es in Form der Direktanlage oder mittels Fonds. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit haben vergleichsweise risikobehaftete Produkte in allen Bevölkerungsgruppen eben einen schwierigen Stand.

Der Tendenz nach, so belegen es freilich die im Auftrag der Deutschen Wertpapier Service Bank erhobenen Forsa-Zahlen, war die Antipathie gegenüber der Aktienanlage im Sommer dieses Jahres deutlich weniger stark ausgeprägt als ein Jahr zuvor. Wollten im Jahre 2009 noch 56 Prozent der Befragten Aktien bei der Vermögensanlage weniger einsetzten als zuvor, waren es diesmal nur noch 34 Prozent.

Deshalb gleich von einem Stimmungshoch für Aktien zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben. Aber immerhin ist diese Anlageklasse in den vergangenen Monaten ein wenig aus dem Tief der vergangenen Jahre gerückt. Geholfen haben dabei nicht zuletzt die gewöhngsbedürftig niedrigen Renditen, mit denen die als sicher geltenden Spareinlagen ebenso wie das vor einigen Jahren noch so gefeierte Tagesgeld derzeit aufwarten. Und auch die zweifellos unerwartet freundlich klingenden Wachstumsraten der Wirtschaft wie auch der Arbeitsmarktentwicklung lassen leicht vergessen, auf welchen Ausgangsniveaus die erfreulichen Zahlen basieren.

Jedenfalls wächst bei den privaten wie den institutionellen Anlegern mit den zarten Anzeichen eines Aufschwungs oder zumindest einer Stabilisierung langsam wieder der Risikoappetit. Dass unter den Publikumsfonds die Mischfonds mit 657 Millionen Euro noch stärker zulegten und Rentenfonds gleich 1,949 Milliarden Euro verbuchen konnten, zeigt zwar noch viel Skepsis. Aber während die Forsa -Umfrage lief, flossen laut BVI-Statistik im August dieses Jahres immerhin knapp 581 Millionen Euro in Aktienfonds. Bei den 7,684 Milliarden Euro an Nettozuflüssen in Spezialfonds dürften die Aktienengagements noch deutlich höhere Anteile ausweisen. Denn viele Institutionelle brauchen einfach eine kluge Kombination von effizientem Risikomanagement und riskanteren Anlageformen, um ihre zugesagte Mindestverzinsung darstellen zu können. Haben die Privaten das günstige Zeitfenster für Aktienengagements schon wieder verpasst? Mo.

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