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Auslandsbanken ICICI Bank: Türöffner Tagesgeld

Die zweitgrößte indische Bank ICICI Bank Limited - die Abkürzung steht für "Industrial Credit and Investment Corporation of India" - wurde 1994 gegründet. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der ICICI Limited - einem Finanzdienstleister, der im Jahr 1955 auf Initiative der Weltbank, der indischen Regierung und einiger Repräsentanten der indischen Regierung gegründet wurde. Durch das Unternehmen sollten indische Firmen mit mittel- und langfristigen Krediten versorgt werden.

Das Institut - nach eigener Aussage die größte indische Privatbank - kann heute mit großen Zahlen aufwarten. Seine Konzernbilanzsumme betrug zum 31. Dezember 2007 rund 115 Milliarden Euro, der Reingewinn wurde für das Finanzjahr 2007 (1. April 2006 bis 31. März 2007) mit etwa 710 Millionen US-Dollar ausgewiesen. Die Bank ist an der Bombay Stock Exchange und der National Stock Exchange of India notiert.

Seit dem Jahr 2002 verfolgt ICICI eine internationale Expansionsstrategie über die eigens dafür ins Leben gerufene International Banking Group. Dabei startete die Bank mit einer Geschäftsstelle in Singapur. Knapp sechs Jahre später machen die internationalen Niederlassungen bereits etwa 23 Prozent der konsolidierten Bilanzsumme aus. Rechnet man Deutschland hinzu so ist das Institut nunmehr in 19 Ländern vertreten.

Kostenvorteile durch Back-Office in Indien

Im belgischen Antwerpen wurde im Mai 2006 die erste Filiale auf dem europäischen Festland eröffnet. Dort werden Produkte für Firmenkunden angeboten. Deutschland - hier hat die englische ICICI Bank UK PLC im März 2008 eine Filiale eröffnet - wird nun als Ausgangspunkt für weitere Pläne in Kontinentaleuropa gesehen. Die Entwicklung hierzulande soll sich an der Mutter in Großbritannien orientieren. Vier Jahre nach Eröffnung der Tochter in Großbritannien betreut die Bank dort knapp 150 000 Kunden. Nachdem man dort zunächst die indische Bevölkerung adressiert habe, seien heute jedoch 60 Prozent der Kunden Nicht-Inder.

In Frankfurt sind seit vergangenem Monat etwa zehn Mitarbeiter für die Bank tätig. Hinzu kommen zwölf Personen in einem Call-Center in Wilhelmshaven. Das Back-Office sowie die Entwicklung der benötig ten Software verbleiben selbstverständlich im Heimatland Indien, was der Bank einen komfortablen Kostenvorteil gegenüber den Konkurrenten in Deutschland verschafft.

Als Türöffner dient - in Deutschland ebenso wie auf der britischen Insel - ein On-line-Tagesgeldkonto. Es heißt Hi-Zins und bietet hierzulande einen Zinssatz von 4,75 Prozent. Damit setzt sich die Bank direkt ins Feld derjenigen Anbieter, die am höchsten verzinsen. Spitzenreiter am Markt ist derzeit die niederländische Credit Europe Bank, deren Zinssatz aufs Tagesgeldkonto 5,0 Prozent beträgt. Bei den Niederländern handelt es sich jedoch um ein Neukundenangebot, zudem sind die Einlagen nicht unbegrenzt gesichert.

Die ICICI hingegen ist Mitglied im Bundesverband deutscher Banken und nimmt an der Einlagensicherung teil. Durch die britische Einlagensicherung, die anderenfalls für das Kreditinstitut gegolten hätte, sind je Anleger nur der Gegenwert von 2 000 Pfund zu 100 Prozent abgesichert, weitere 33 000 Pfund zu 90 Prozent. Mit der aktuellen Regelung ist in Deutschland jede einzelne Einlage bis zur Höhe von 1,5 Millionen Euro abgesichert.

Strategie im wirtschaftlichen Wachstum Indiens verankert

Doch nicht nur ins deutsche Privatkundengeschäft will die indische Bank einsteigen, auch Kontakte zu deutschen Mittelständlern sollen angebahnt werden. Diese könne man bei Investitionen in Indien unterstützen. Außerdem sollen im Heimatland Unternehmen als Kunden gebunden werden, die in Deutschland aktiv sind oder einen Einstieg planen. Immerhin ist Deutschland Indiens viertgrößter Handelspartner. Red.

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