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Direktbanken - DAB Bank will Erstbank werden

Lange hat sich die DAB Bank AG, München, gegen den Trend gestemmt, sich im Retailgeschäft breit aufzustellen. "Qualität statt Quantität" lautete das Motto. 19 Jahre lang wurde diese Strategie durchgehalten, jetzt wird umgesteuert: Seit dem 1. Februar dieses Jahres wird das (bisher nur Depotinhabern vorbehaltene) Girokonto breit am Markt angeboten: bedingungslos gebührenfrei, mit Guthabenverzinsung und inklusive gebührenfreier Mastercard, mit der sich der Kunde weltweit, inklusive Deutschland, gebührenfrei am Geldautomaten mit Bargeld versorgen kann. Auch die vom Wettbewerb bekannten 50 Euro Willkommensbonus fehlen nicht. Als "Stand-alone-Produkt" angeboten werden nun auch Fest- und Tagesgeldkonten. Mit 1,85 Prozent beim Tagesgeld (sechs Monate lang und nur für Neukunden) liegt man dabei zwar nicht an der Spitze der Vergleichstabellen, aber doch im oberen Feld und nimmt damit das Risiko in Kauf, auch Zinshopper anzuziehen.

Angaben zu den selbst gesteckten Zielen, was die Neukundengewinnung angeht, macht die Bank nicht. Die 901 000 Girokonten der Comdirect können keine Benchmark sein - ein Nischenanbieter will man aber auch nicht bleiben. Auch der werbliche Antritt wird deshalb breiter (siehe Etats und Kampagnen).

Denn der Hypovereinsbank-Tochter fehlt es eindeutig an Wachstum. Ein Zuwachs um 3 693 Kunden im Jahr 2012 war offenbar deutlich zu wenig - zumal gleichzeitig die Anzahl der Transaktionen um 17,4 Prozent sank. Damit befanden sich die Münchner zwar in guter Gesellschaft. Und das um 13,3 Prozent gesunkene Provisionsergebnis konnte durch ein gutes Finanzanlageergebnis und eine Verbesserung der Cost Income Ratio um 1,7 Prozentpunkte auf (für eine Direktbank immer noch hohe) 79,9 Prozent kompensiert werden. Dennoch braucht die Bank mehr Kunden - schon um die IT-Plattform besser auszulasten und die Effizienz weiter zu verbessern.

Das will man nun mit dem rundum erneuerten Banking-Angebot erreichen - und damit analog zur Comdirect zur Erstbank einer wachsenden Zahl von Kunden werden. Die Hoffnungen richten sich dabei ganz aufs Cross-Selling. Denn beim Girokonto, das gibt Vorstand Dr. Josef Zellner zu, sind die Margen verschwindend gering. Beim Tagesgeldkonto wird das kaum besser aussehen. Lohnen kann sich das Banking also nur dann, wenn ein beträchtlicher Teil der auf diesem Wege gewonnenen Kunden vom Wertpapiergeschäft überzeugt werden kann. Dazu sollen nicht zuletzt neue Preismodelle beitragen, unter anderem für den außerbörslichen Handel, der mittlerweile annähernd drei Viertel aller Transaktionen bei den Münchnern ausmacht. Red.

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