Weiterbildung

E-Learning in der Bank ist nützlich, aber kein Selbstläufer

Kein Wunder, dass E-Learning im Betrieb immer mehr an Bedeutung gewinnt, denn das Lernen am Bildschirm bringt Vorteile für Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden. Aktuelles Wissen wird umfassend und interessant aufbereitet. Lernen ist möglich, wann und wo man will, individuell ausgerichtet. Kosteneinsparungen entstehen für Trainer, Seminare, Reisekosten und Ausfallzeiten. Berufliches Fachwissen ist nach sechs Jahren komplett veraltet, schätzen Experten. Neue Gesetzesvorgaben, Softwareschulungen, Produkt-Rollout, Verkaufstrainings, Kundenzufriedenheitsmanagement? Der Vertrieb von Finanzprodukten erfordert vor allem eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit, damit ist eine verkürzte Zeit bis zur Qualifizierung der Mitarbeiter entscheidend für den Unternehmenserfolg. Aber welche Anforderungen sind unbedingt zu beachten, wenn betriebliches E-Learning erfolgreich sein soll? In der Sparda-Bank Münster wurde im Jahr 2001 die Informations- und Wissensplattform smscoin eingeführt. Seither wird das E-Lear -ning-Angebot bei der Regionalbank mit rund 250 Mitarbeitern, 138000 Kunden und 2,4 Milliarden Euro Bilanzsumme kontinuierlich weiterentwickelt. Die Spar-da-Bank Münster wurde so zum Vorreiter für das Rollout des E-Learnings der Spar -da-Banken-Gruppe insgesamt.

Mit E-Learning kann es tatsächlich gelingen, die Kosten für Fortbildung und Wissensmanagement erheblich zu reduzieren. Insbesondere in Unternehmen mit dezentraler Struktur wie die Sparda-Bank Münster, die in einem großen Flächengebiet vom Rand des Ruhrgebiets bis zur Nordsee und bis zur holländischen Grenze mit 22 Filialen am Markt ist, lassen sich mittelfristig erhebliche Kostenreduzierungen erzielen. E-Learning sollte jedoch nicht unter das Primat von Kosten- und Ressourceneinsparungen gestellt werden. Natürlich lassen sich Out-of-office-Kosten für die Fortbildung reduzieren, aber dem stehen auch durchaus erhebliche Investitionen gegenüber. Die Einführung erfordert zunächst einmal ein umfangreiches, solides Projektmanagement mit entsprechendem Know-how und personellen und technischen Ressourcen.

Benötigte Ressourcen nicht unterschätzen

Hinzu kommen Investitionen in die technische Plattform, sie ist wichtige Grundlage für den Erfolg des E-Learnings im Unternehmen. Die digitalen Lernprogramme werden angenommen, aber sie müssen auch pfiffig gemacht sein, möglichst interaktiv und auf die Bedürfnisse und Interessen der Mitarbeiter zugeschnitten.

Damit interessante Formate zur Verfügung stehen, sind eine high-end Plattform und entsprechende Bandbreiten sowie multimedial ausgestattete PCs unbedingt erforderlich. Die Plattform muss auf jeden Fall optimal ausgerichtet sein, um Videos, Podcasts, interaktive Lernprogramme und vieles mehr einzubinden. Konfigurationsmöglichkeiten, Integrationsfähigkeit sowie eine leistungsfähige Consulting- und Supportorganisation sind unverzichtbar. Administratoren und Lernmanager sind gefragt.

Das und die technische Betreuung haben ihren Preis. Egal, ob ein Anbieter für E-Learning ausgewählt wird, der alles aus einer Hand anbietet oder eine andere Lösung, im Unternehmen selbst müssen bestimmte Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, und diese dürfen nicht unterschätzt werden.

Lerner nicht alleine lassen

Das E-Learning muss fortlaufend von speziell geschulten Mitarbeitern betreut werden, es ist kein Selbstläufer. Dabei geht es auch darum, immer aktuellen Content zu Fachwissen, Produkten, Prozessen und IT-Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Leider gibt es wirklich guten Content kaum zu kaufen. Der Trend geht hier hin zu standardisierten Content-Angeboten, die dann auf die speziellen Wünsche des Unternehmens angepasst werden.

Neben Technik und Inhalten spielt die Betreuung der Nutzer eine erhebliche Rolle für den Erfolg des Konzeptes. Dafür braucht man spezielle Manpower, das geht nicht mal so nebenher. Wer vor dem PC lernt, den darf man nicht allein lassen. Fortlaufende Betreuung und Anregung sind auch beim Lernen mit digitalen Medien wichtig, damit man zum Erfolg kommt.

Das Stärken von Eigenverantwortung, Eigenmotivation und Selbststeuerung sind wichtige Faktoren für die Akzeptanz unter den Mitarbeitern. Fremdmotivation durch festgelegte Standard-Anforderungen und Zertifikate gehören unbedingt dazu. Dynamische Entwicklung und Aktualisierung der Lernangebote ergänzt durch Kommunikationsmöglichkeiten im Netz wie Foren und Chats werden heute erwartet.

Wichtig ist die Gestaltung von Lernketten über Bedarfsermittlung, Vorbereitung, Durchführung, Begleitung, Nachbereitung und Transfer der Programme. Ein Schlüssel zum Erfolg dabei ist auch, dass die persönlichen und beruflichen Entwicklungsziele der Mitarbeiter tatsächlich mit den Leistungsvorgaben übereinstimmen.

Befragungen der E-Learning-Teilnehmer bei der Sparda-Bank Münster haben gezeigt, dass die Akzeptanz der Angebote gut ist. Vor allem für die Themen PC-Programme und IT sowie insgesamt das Fachwissen nutzen die Mitarbeiter das E-Learning gern. Lernzeiten und Lerntempo selbst zu bestimmen, das sind dabei die beiden großen Vorteile. Vielen gefällt, dass sie das Lernen selbst individuell gestalten können. Das ist zum Beispiel auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig, die nach der Elternzeit ihren Wiedereinstieg am Arbeitsplatz vorbereiten und zuhause lernen. Dabei lernen die Mitarbeiter überwiegend am Arbeitsplatz, weniger zuhause oder unterwegs. Das Unternehmen sollte E-Learning ausdrücklich fördern und damit einverstanden sein, dass zuhause, aber auch während der Arbeitszeit gelernt wird.

Ziel ist eine neue Lernkultur

Die Resonanz auf E-Learning im Unternehmen zeigt die gängige Verteilung bei Innovationen und Veränderungen im Unternehmen: 20 Prozent der Belegschaft wollen es, 60 Prozent akzeptieren es, 20 Prozent lehnen es ab. Die 60 Prozent zu gewinnen, besser zu begeistern, ist der richtige Ansatz. Der Spaß am Lernen ist wichtig für den Erfolg.

E-Learning ist vor allem wichtig, um langfristig zu einer neuen Lernkultur zu kommen. Der Lernende soll aktiv und selbstbestimmend lernen, dabei ist der Lehrende eher Tutor und Berater sowie Gestalter der Lernprozesse. Die Lerninhalte stehen im offenen, vom Individuum und sozialen Umfeld geprägten Kontext. Wichtig ist es zu berücksichtigen, dass sich das Lernen in Unternehmen an erwachsene Erwerbstätige richtet. In der Regel haben sie klarere Zielvorstellungen, artikulieren ihre Wünsche, und der Lernerfolg wird eng mit dem Nutzen für die Arbeit verbunden. Diesen Nutzen kann und muss E-Learning bieten. Der Lernansatz von Erwerbstätigen ist pragmatischer und sie sehen Lernen auch als Arbeitsplatzsicherung. Starken Einfluss haben unmittelbare Vorgesetzte und auch die Personalabteilung. Aber letztendlich entscheidend ist der Lerner selbst.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X