Blickpunkte

Finanzvertrieb OVB baut weiter auf Mittel- und Osteuropa

Den Finanzvertrieben MLP und AWD hat ihr Auslands-Engagement wenig Glück gebracht: Für ihre in Österreich und den Niederlanden aufgebauten Vertriebseinheiten suchen die Wieslocher derzeit einen Käufer. Der Wettbewerber AWD zog sich nach Verlusten insbesondere aus Großbritannien zurück. Bei der Kölner OVB Vermögensberatung AG stellt sich die Situation anders dar: Das Unternehmen hat sich seit Beginn der neunziger Jahre schrittweise nach Mittel- und Osteuropa vorgewagt. Dort betreuten 2008 rund 3 000 Berater etwa 1,76 Millionen Verbraucher - das sind fast zwei Drittel der gesamten OVB-Kundschaft. Mithin erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2008 47 Prozent seiner Gesamtvertriebsprovisionen im Osten.

Weitere 20 Prozent stammten aus der Region Süd- und Westeuropa, nur etwa ein Drittel aus Deutschland. Insbesondere durch die satte Steigerung in Mittel- und Osteuropa (plus 16,7 Prozent) nahm der Finanzvertrieb etwa 260,2 Millionen Euro an Provisionen ein. Und während die Zahl der Berater im Osten Europas um 11,3 Prozent zunahm, verringerte sie sich in Deutschland um 14,5 Prozent auf 1 105. Die Entwicklung hierzulande wird freilich auf Probleme der Industrie- und Handelskammern bei den Zertifizierungen zurückgeführt. Im März 2009 sei die Zahl bereits auf 1 227 Berater ausgeglichen gewesen.

Angesprochen auf die Zukunftsperspektiven in der von der Finanzkrise hart getroffenen Region Mittel- und Osteuropa, gibt man sich optimistisch. Trotz einer erheblichen Delle erwarte man dort weiterhin Wachstum. In Polen beispielsweise seien im Januar und Februar 2009 bereits etwa 2 000 Vorsorgeverträge abgeschlossen worden, wenn auch mit niedrigeren Abschluss-Summen als in der Vergangenheit. In der Region hat die OVB von Anfang an vor allem fondsgebundene Lebensversicherungen vertrieben. Die Kunden dort würden sich aber durch die derzeitigen Rückgänge nicht nachhaltig verunsichern lassen. Eine Abkehr hiervon und Hinkehr zu "normalen" Lebensversicherungsverträgen, wie sie in Deutschland erwartet wird, sei dort aufgrund der Mentalität undenkbar. Und die Zahlen scheinen diese Einschätzung vorläufig zu bestätigen: Im Jahr 2008 entfielen 67 Prozent des Neugeschäfts auf fondsgebundene Vorsorgeprodukte.

Doch trotz eines intakten Aufwärtstrends in der Altersvorsorge: Der Vertrieb banknaher Produkte, das sind vor allem die Kreditvergabe an Private und Investmentfonds, ist in der Region seit Dezember 2008 massiv eingebrochen. Gerade österreichische und italienische Banken, die im osteuropäischen Markt stark vertreten sind, haben ihre Kreditvergabe dort deutlich zurückgefahren. Im laufenden Jahr, so die optimistische Prognose der OVB, wird sich das Umsatzvolumen zwar an das Jahr 2008 annähern, es aber nicht erreichen. Die Werte aus 2007 würden aber übertroffen. Man muss es wohl positiv werten, wenn in Zeiten wie diesen überhaupt Prognosen abgegeben werden. hm

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