Blickpunkte

Monopolkommission - Gefährlicher Markt

Frühmorgens auf dem Wochenmarkt lässt sich die Bildung von Preisen am Markt bestens beobachten: Nachdem Stände aufgebaut und Preise ausgezeichnet wurden, wandern Standbesitzer selbst über den Markt, um sich über das Preisniveau zu informieren - und dann ihren eigenen Preis gegebenenfalls anzupassen. So kommt es, dass der Salat oder die Johannisbeeren an benachbarten Ständen meist zum annähernd gleichen Preis zu haben sind. Größere Preisunterschiede bestehen allenfalls zwischen Ständen an verschiedenen Enden des Marktes. Und die Preisunterschiede werden umso größer, je größer die Entfernung. Gut beobachten lässt sich diese Preisbildung auch bei Tankstellen. So etwas nennt man Markt.

Im Retailbanking ist dieses Prinzip der Monopolkommission aber offenbar suspekt. Im diesjährigen Hauptgutachten bemängelt sie, dass sich bei ihrer Untersuchung "die Kontomodelle von Sparkassen und VR-Banken mitunter in auffälliger Weise ähnelten und dass auch die Preise und Produkte der Mitgliedsinstitute der beiden Verbünde im lokalen Privatkundengeschäft in teilweise auffälliger Weise aneinander angeglichen waren", während eine "Kongruenz bei den Kontokonditionen von Sparkassen mit denen privater Großbanken ...nicht erkennbar" war.

Immerhin räumt das Gutachten ein, mangels Daten keine Aussagen zu den Gründen solcher Kongruenzen treffen zu können und hält ein aus den Marktgegebenheiten folgendes "Parallelverhalten" von Instituten der beiden Verbundgruppen für möglich. Schließlich ist es nur natürlich, dass sich die Angebots- und Preisgestaltung von Sparkassen und Volksbanken am jeweiligen Wettbewerber vor Ort orientiert. Und das ist in der Fläche eben meist nicht die Filiale einer privaten Großbank.

Eine solchermaßen durch Wettbewerbsbeobachtung zustande kommende Preisbildung wäre zwar nicht unzulässig. Sie könnte nach Einschätzung der Monopolkommission "abhängig von den Marktbedingungen jedoch eine Kartellbildung begünstigen und muss deshalb beobachtet werden". Und dann?

Zu großen Differenzierungen in Angebot und Konditionen wird man Sparkassen und Genossenschaftsbanken wohl kaum verpflichten können, ebenso wenig wie man die Großbanken nötigen kann, auch in kleinen Ortschaften Präsenz zu zeigen. Wie aber sollte die Abschaffung des Regionalprinzips für Sparkassen, mit dem die Monopolkommission liebäugelt, die Vielfalt von Kontomodellen erhöhen? Dass danach künftig mehrere Sparkassen im gleichen Dorf eine Filiale unterhalten würden, darf man in Zeiten, in denen sich schon eine oft kaum mehr rechnet, sicher nicht erwarten. Im Zweifelsfall wäre eher weniger Wettbewerb die Folge. Oligopole aber stärken erfahrungsgemäß nicht die Angebotsvielfalt im Markt. Red.

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