Blickpunkte

Privatkundengeschäft - Wieder die Commerzbank

Martin Blessing dürften die Ohren geklingelt haben. Schon in den Bilanzpressekonferenzen der vergangenen Jahre waren meist nur auf Einzelinstitutsebene die marktfernen Konditionen der Commerzbank kritisiert worden, mit denen die Bank sich mit staatlicher Hilfe Marktanteile im Einlagengeschäft kaufe. 2011 war es an dieser Stelle sogar vielfach ruhiger geworden.

Umso heftiger fiel die Kritik in diesem Jahr aus. Wo bisher meist mit Umschreibungen gearbeitet wurde, wurden IKB und Commerzbank diesmal namentlich genannt. Wichtiger noch: In diesem Jahr kam der Tadel nicht nur von den Vorständen einzelner Institute, die vor Ort im Einlagenwettbewerb stehen, sondern von den Verbänden einzelner Institute. Entsprechende Äußerungen der Präsidenten von DSGV und BVR, Heinrich Haasis und Uwe Fröhlich, fanden denn auch ein breites Medienecho - und bekanntlich ist auch die Öffentlichkeitsarbeit ein probates Mittel der Interessenvertretung. Zuvor hatte bereits Prof. Dr. Joachim Wuermeling vom Verband der Sparda-Banken das Thema angesprochen.

Diese Verlagerung der Kritik auf die Ebene der Verbände macht deutlich, wie sehr der Wettbewerb um die Einlagen an Bedeutung gewonnen hat. Natürlich sind Commerzbank und IKB nur zwei unter vielen Wettbewerbern und die zu ihnen abfließenden Einlagen entscheiden nicht über Wohl und Wehe eines gesunden Kreditinstituts. Aber in einem immer enger werdenden regulatorischen Korsett und einem politischen Umfeld, in dem Banken letztlich für eine verfehlte Haushaltspolitik in anderen europäischen Ländern geradestehen müssen, liegen die Nerven blank. Und die Geduld mit Wettbewerbern, die nun schon zu lange keine Zinsen auf die Einlagen des Soffin zahlen und diese Zinsen dafür an Neukunden auskehren, die sie anderen Marktteilnehmern abnehmen, geht allmählich zu Ende. Fast 2,2 Milliarden Euro wurden der Commerzbank in drei Jahren vom deutschen Steuerzahler geschenkt. Das entspreche dem Jahresüberschuss aller deutschen Sparkassen, so Heinrich Haasis. Sein Resümee: "Das geht so nicht mehr".

Wie die Politik dem Missstand abhelfen soll, darüber äußern die Präsidenten sich nicht öffentlich. Der Druck auf die Politik, der Soffin in der einen oder anderen Form zu überarbeiten, wächst jedoch. Red.

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