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Direktbanken I - Comdirect: Trotz Zukauf nur auf Vorjahresniveau

Trotz deutlich verbreiterter Geschäftsbasis hielt die Comdirect Bank AG, Quickborn, ihr Ergebnis im Jahr 2009 gerade einmal stabil. Die Commerzbank-Tochter kaufte im Mai 2009 die B2B-Plattform Ebase mit rund 720 000 Depots, 700 000 Kunden und 13,3 Milliarden Euro Assets under Management zu. Insgesamt verfügt die Gruppe damit zum Jahresende 2009 über 1,42 Millionen Depots, 2,15 Millionen Kunden und 35,6 Milliarden Euro Assets under Management. Die Erträge in der Gruppe betrugen im Geschäftsjahr 2009 etwa 283,9 Millionen Euro, davon kamen 38,6 Millionen Euro von Ebase. Rechnet man den Ebase-Anteil heraus, dann ergibt sich ein satter Ertragsrückgang bei der ursprünglichen Comdirect von 286,5 Millionen Euro auf 245,30 Millionen Euro.

Dieser basiert einerseits auf einem Rückgang der tradeabhängigen Erträge um 16 Prozent auf 148,76 Millionen Euro (nach kumulierten Zahlen von Comdirect und Ebase für 2008), der in einem Jahr, in dem sich Wertpapieranleger eher zurückhielten, nicht weiter verwundert. Andererseits weist die Bank jedoch auch ein Minus im Zinsüberschuss um 32 Prozent auf 109,99 Millionen Euro aus - im durchaus positiven Zinsumfeld des vergangenen Jahres eher ungewöhnlich. Betrachtet man die Bilanzstruktur, so ist das jedoch wenig verwunderlich. Denn während die Kundeneinlagen den Löwenanteil der Passiva ausmachen, haben die Kundenkredite nur einen winzigen Anteil an den Aktiva. Die Effekte der Fristentransformation, an der viele Banken im vergangenen Jahr gut verdienten, blieben bei der Comdirect ungenutzt. Dazu kommt: Die Commerzbank-Tochter wirbt um Kunden mit hohen Zinssätzen, beispielsweise aufs Tagesgeld. Lediglich beim Handelsergebnis und den Finanzanlagen verbesserte sich das Ergebnis der Comdirect-Gruppe gegenüber dem Vorjahr, es stieg von minus 18,75 Millionen Euro auf 21,69 Millionen Euro.

Gleichzeitig mit dem Rückgang der Erträge ist das Institut aber auch deutlich auf die Kostenbremse getreten: Der Verwaltungsaufwand reduzierte sich von 208,7 Millionen Euro auf 198,9 Millionen Euro (davon 32,2 Millionen Euro von Ebase). Das operative Ergebnis betrug demnach 84,9 Millionen Euro nach 77,8 Millionen Euro im Vorjahr. Davon wurden 8,9 Millionen Euro als Restrukturierungsaufwendungen verwendet und zwar einerseits für den Rückbau der Comdirect Private Finance und andererseits für die Integration der Ebase. Es verblieben 76,0 Millionen Euro als Ergebnis vor Steuern, nach 82,75 Millionen Euro im Vorjahr.

Trotz der durchwachsenen Zahlen für 2009 verkündet das Unternehmen große Ziele für die kommenden Jahre. Im Jahr 2010 soll schon ein Vorsteuer-Ergebnis von 100 Millionen Euro erreicht werden. Das Vorhaben, bis 2013 jährlich zwischen 150 und 170 Millionen Euro vor Steuern zu verdienen, das bereits im vergangenen Jahr verkündet wurde, bekräftigte die Bank. Erweitert werden gar die Zielvorstellungen zu Kunden und Assets under Management. Bis 2013 will die Bank 50 Milliarden Assets under Management und drei Millionen Kunden haben, wofür sowohl organisches als auch anorganisches Wachstum infrage kommt.

Die Strategie für die kommenden Jahre: Im Unternehmensbereich Business-to-Business und mithin in der ursprünglichen Ebase sollen zunächst Synergien gehoben werden. Im laufenden und dem kommenden Jahr verspricht man sich Einsparungen von jeweils zwei Millionen Euro. In der Folge soll das Produktangebot der Plattform erweitert werden, beispielsweise mit Festgeld und Tagesgeld. Bestehende Partnerschaften sollen ausgeweitet werden. Als dritte Stufe in etwa drei bis fünf Jahren steht die Forcierung des White-Label-Banking an - als Produktanbieter für Non- und Nearbanks.

In der Comdirect will man sich hingegen auf "direktbankfähige Beratung" konzentrieren. Diese wird bereits in den Bereichen Vermögensberatung und Baufinanzierung angeboten. In der Altersvorsorge soll sie im Laufe des Jahres eingeführt werden. Das ist freilich im vergangenen Jahr schon einmal für das dritte Quartal angekündigt worden. Red.

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