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Geldautomaten Die Cash Group geht aufs Land

Seit 1998 kooperieren Commerzbank, Dresdner Bank, Deutsche Bank, Postbank und Hypovereinsbank sowie deren Tochtergesellschaften bei der Bargeldversorgung. Mit insgesamt 7 000 Geldautomaten ist das Netz vergleichsweise dicht - doch bekanntlich eher im städtischen Raum, wo die beteiligten Institute stärker vertreten sind als in Kleinstädten oder im ländlichen Raum. Diesen Wettbewerbsnachteil gegenüber den Geldautomatennetzen der beiden Verbünde will die Cash Group nun aufholen: Die "weißen Flecken" bei der gebührenfreien Bargeldversorgung sollen künftig gemeinsam geschlossen werden.

Dabei geht es nicht um Investitionen einzelner Partner, wie sie bisher die Basis aller Geldautomatenverbünde sind, sondern - erstmals in Deutschland - um den bankübergreifenden Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur. Dass die Anzahl der Partner und damit der Einigungsbedarf sich durch die Übernahmen von Postbank und Dresdner Bank reduziert, mag dies durchaus befördert haben. Ein bemerkenswertes Novum bleibt es allemal.

Organisiert wird das "Geldautomaten-Sharing" durch Siemens IT Solutions und Services sowie die VÖB-ZVD Bank für Zahlungsverkehrsdienstleistungen GmbH. Dabei ermittelt der Siemens-Geschäftsbereich geeignete Standorte zum Beispiel in Einkaufszentren oder an Tankstellen und mietet die Stellflächen im Auftrag der Cash Group an. Er stellt die Infrastruktur einschließlich der Geldautomaten und sorgt für einen einwandfreien technischen Betrieb. Den bankfachlichen Betrieb einschließlich Routing der Transaktionen und Zahlungsverkehr übernimmt die VÖB-ZVD Bank für Zahlungsverkehrsdienstleistungen.

Ein erstes Pilotprojekt ist Ende Oktober in der Vorderpfalz gestartet. Mit zunächst zehn Automaten soll ein Jahr lang die Akzeptanz der Lösung getestet werden. Ziel ist es aus Sicht der beteiligten Banken vor allem, die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Den Töchtern DAB Bank oder Norisbank mag ein erweiterter GAA-Service darüber hinaus die Gewinnung direktbankaffiner Kunden ein wenig erleichtern. Die Comdirect ist darauf weniger angewiesen: Schließlich wirbt sie mit dem überall kostenfreien Bargeldbezug per Visa-Karte. Angesichts des aktuellen Streits um selektive Geldautomatensperren seitens einiger Verbundinstitute ist ein Ausbau des Cash-Group-Netzes jedoch auch für Comdirect-Kunden von Interesse, da es die (gebührenfreie) Versorgungssicherheit steigert.

Eine GAA-Dichte wie die Verbünde wird der Großbanken-Verbund auch mit der neuen Strategie sicher nicht erreichen können. Das ist unter Wettbewerbsaspekten aber vermutlich auch gar nicht notwendig. Wichtiger als die schiere Zahl der Automaten ist wohl die geschickte Auswahl der (bankfernen) Standorte. Dies vorausgesetzt, kann die Erweiterung des Geldautomatennetzes möglicherweise sogar auch zu einem interessanten Business Case werden. sb

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