Blickpunkte

Lebensversicherung - Keinen Schlussverkauf provozieren

Nur jedem fünften Verbraucher ist bewusst, dass sich der Garantiezins für Lebensversicherungen ab Januar 2012 ändert. Und davon wiederum weiß nur die Hälfte, dass es sich um eine Absenkung handelt, so das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von AWD. Das bedeutet: Einen größeren "Schlussverkauf" für Lebensversicherungen wird es in diesem Jahr vermutlich nicht geben. Ob die Vertriebe ihre Kunden über die Absenkung des Garantiezinses aber wirklich offensiv aufklären sollten, um sie noch in diesem Jahr zum Abschluss zu bewegen, wie es AWD anrät, ist aber doch fraglich. Sicher ist es unglücklich, dass die vom Gesetzgeber beschlossene Absenkung gerade zu einem Zeitpunkt greift, da die Zinsen wieder leicht anziehen. Dass die Deutsche Aktuarvereinigung damit nicht einverstanden ist, kommt schließlich nicht von ungefähr.

Und doch sollte der Garantiezins im Vertrieb nicht überbewertet werden. Zweifellos sind gerade die Garantien ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Lebensversicherung als Vorsorgeform. Und durch eine Absenkung des Rechnungszinssatzes wird die garantierte Rente zunächst einmal geringer ausfallen. Gerade bei steigendem Zinsniveau lässt sich dem Kunden indessen vermutlich vermitteln, dass die Überschussbeteiligung, die den garantierten Betrag Jahr für Jahr wachsen lässt, bei zu niedrig angesetztem Garantiezins umso höher ausfallen dürfte.

Allzu intensives Herumreiten auf dem Garantiezins, um einen Schlussverkaufseffekt zu erzielen, könnte dagegen das Vertrauen in die Lebensversicherung als lohnende Vorsorgeform insgesamt schwächen - und wird sich im kommenden Jahr in umso geringeren Abschlusszahlen auswirken. 2012 müsste man dann dem Kunden konsequenterweise raten, mit einem Abschluss vielleicht doch lieber auf die vermutlich absehbare Wiederanhebung des Rechnungszinssatzes zu warten. Ob man das in der Praxis erleben wird? Red.

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