Energiewende im Bankgeschäft

Private Geldanlagen für die Energiewende aus Verbraucherschutzsicht

Um die dramatischen Folgen des Klimawandels abzuwenden, muss der Ausstoß von Treibhausgasen weltweit gesenkt werden. Die Energiewende, das heißt der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienzmaßnahmen, ist dabei ein zentrales Mittel. Der Umbau der Wirtschaft zugunsten des Klimaschutzes muss jedoch finanziert werden.

Dem Privatvermögen der Deutschen - immerhin fast fünf Billionen Euro - kommt hierbei eine tragende Rolle zu. Eine Studie zeigt, dass sich beispielsweise mit einem klimafreundlichen Sparprodukt im Vergleich zu einem herkömmlichen 67 Prozent Treibhausgasemissionen einsparen lassen.1) Doch es reicht nicht, nur Windräder und Co. zu fördern. Klimaschutz bedeutet unbedingt auch, Investitionen in klimaschädliche Bereiche wie Kohle- und Ölindustrie zu stoppen.2)

Mehr Produkte und gesetzliche Regelungen

Damit möglichst viele private Anleger sich über ihre Geldanlage am Klimaschutz beteiligen können, muss es zunächst wichtige Impulse und Regelungen in zwei zentralen Bereichen geben:

- Gesetzliche Regelungen, die Anlegern eine Orientierungshilfe bei klimafreundlichen und ethisch-ökologischen Geldanlagen bieten.

- Etablierung eines breiten und attraktiven Angebotes an Finanzprodukten im Bereich der klimafreundlichen Geldanlage.

Aus der Finanzberatung der Verbraucherzentralen ist bekannt, dass viele Privatanleger Klimaschutz nicht von anderen ökologischen und/oder ethischen Belangen trennen. Sie wollen mit einem Finanzprodukt nicht nur das Klima schützen, sondern generell solche Investitionen meiden, die ihren Moralvorstellungen nicht entsprechen. So sollen beispielsweise keine Gelder in die Rüstungsindustrie fließen und Arbeitsrechtsverletzungen sowie Kinderarbeit ausgeschlossen werden. Sie suchen daher nach nachhaltigen oder auch ethisch-ökologisch genannten Geldanlangen. Dieses Konzept der Geldanlage berücksichtigt wiederum häufig auch Klimaschutzaspekte. Im folgenden Text werden diese Begriffe daher häufig synonym füreinander verwendet.

Anleger benötigen klar definierte Mindeststandards

Der Markt der klimafreundlichen und nachhaltigen Geldanlagen ist für Anleger unübersichtlich und intransparent. Da Begriffe wie "klimafreundliche", "ethisch-ökologische" oder "nachhaltige" Geldanlage gesetzlich nicht geschützt sind, werden sie je nach Anbieter und Produkt sehr unterschiedlich ausgelegt.

Damit Anleger eine Orientierungshilfe erhalten und ihnen die Entscheidung leichter fällt, benötigen sie verlässliche, das heißt gesetzlich festgeschriebene Mindeststandards, die klare Kriterien definieren und Vergleichbarkeit herstellen. In diesem Rahmen könnte dann auch festgeschrieben werden, ab wann sich ein Finanzprodukt "klimafreundlich" nennen darf.

Solche Mindeststandards sind nicht nur dem Verbraucherschutz dienlich. Sie könnten auch für eine allgemeine Belebung des Marktes der nachhaltigen Geldanlagen sorgen. Laut einer Erhebung der Union Investment ist die mangelnde Transparenz einer der Hauptgründe für die Zurückhaltung der Anleger.3)

Missverständliche Nachhaltigkeitssiegel

Sollen klimafreundliche und nachhaltige Geldanlagen zukünftig an Bedeutung bei den Privatanlegern gewinnen, bedarf es daher einer gesetzlich festgeschriebenen Mindestqualität. Trotz eines Beschlusses der Verbraucherschutzministerkonferenz im Herbst 2012, in dem das zuständige Bundesministerium um die Entwicklung verbindlicher Mindeststandards gebeten wird, gibt es seitens des Gesetzgebers bisher keine entsprechende Initiative.

Anbieter und Verbände haben in den vergangenen Jahren hingegen ihre eigenen Standards entwickelt beziehungsweise vergeben Siegel für nachhaltige Geldanlagen. Das Problem: Die Kriterien und Definitionen sind weder einheitlich noch unabhängig. Für Privatanleger sind solche Siegel daher nicht hilfreich, im Gegenteil.

Hinzu kommt ein weiteres Problem. Ein Siegel, das mit dem Wort "nachhaltig" wirbt, kann Verbraucher in die Irre führen. Das Wort ist im Zusammenhang mit Geldanlagen missverständlich, da es in anderen Zusammenhängen häufig nicht nur auf ethische und ökologische Aspekte, sondern auch auf Rentabilität bezogen wird. Es könnte daher bei Finanzprodukten als wirtschaftliches Qualitätsmerkmal betrachtet werden. Die Verbraucherzentralen warnen deshalb vor der Etablierung von Siegeln für Finanzprodukte, die das Wort "nachhaltig" tragen.

Geringes Produktangebot für Privatanleger

Klimafreundliche oder auch ethisch-ökologische Geldanlagen sind ein Nischenmarkt. Zwar weist der Markt der nachhaltigen Geldanlagen laut dem Verband Forum Nachhaltige Geldanlage e. V. gute Wachstumsraten4) auf, doch ist der Anteil am Gesamtmarkt immer noch sehr gering.

Ein breites Angebot an klimafreundlichen und nachhaltigen Geldanlagen, das heißt über die verschiedenen Produktklassen hinweg, finden Anleger bei ihren Banken und Sparkassen kaum. Wer sich an ein herkömmliches Kreditinstitut wendet, dem wird kaum eine umfassende Produktpalette an klimafreundlichen oder ethisch-ökologischen Finanzprodukten offeriert. Nicht immer finden sich daher bei der angebotenen Auswahl für die Anleger und für den Klimaschutz geeigneten Produkte.

Viele Produkte für Kleinanleger nicht geeignet

Denn nicht alles, was glänzt, ist im Bereich der nachhaltigen Geldanlage auch auf den zweiten Blick so "grün", wie es zunächst scheinen mag. Zudem sind viele Produkte für Kleinanleger nicht geeignet. Denn aus verbraucherpolitischer Sicht müssen Finanzprodukte nicht nur "klimafreundlich" oder "grün" sein. Sie müssen auch hinsichtlich der zentralen Anlagekriterien Sicherheit, Laufzeit und Rendite zu dem jeweiligen Anleger passen.

Interessierte Anleger müssen somit häufig nach der Stecknadel im Heuhaufen suchen und erhebliche Zeit investieren, um die passenden Produkte zu finden. Ein großes Manko. So konstatiert Prof. Dr. H. Schäfer von der Universität Stuttgart: "Anleger können sich sicherlich selbst über Branchen und Unternehmen informieren, was aber Zeit, die richtigen Informationen und das Wissen um ihre Auswertung erfordert - beides heutzutage kostbare Mangelressourcen vor allem für die meisten Privatanleger."5)

Die Riskanten: Investitionen in Klimaschutz-Projekte

Anleger, die sich nach klimafreundlichen Geldanlagen umschauen, finden beispielsweise im Internet zahlreiche Angebote, die für Investitionen in einen Wind- oder Solarpark werben. Neben Umweltschutz werden dabei oft attraktive Renditen versprochen. Solche Investments nutzen unbestritten dem Klimaschutz, fördern sie doch direkt den Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch aus verbraucherpolitischer Sicht sollten Anleger nicht ihre Ansprüche an Sicherheit und Laufzeit aus dem Blick verlieren. Bei Umweltinvestments, die in Form geschlossener Fonds, Genussrechte, partiarisches Darlehen oder Direktinvestment vertrieben werden, besteht die Gefahr des Totalverlustes. Für Anleger, die nach einer sicheren Geldanlage oder Altersvorsorge suchen, eignen sich solche Finanzprodukte auch dann nicht, wenn sie mit einem Klimaschutz-Plus daherkommen. Die Beurteilung von Unternehmensbeteiligungen und Direktinvestments ist für Anleger zudem sehr schwierig. Dazu bedarf es neben einer wirtschaftlichen und juristischen Prüfung spezifischer Kenntnisse der jeweiligen Branche. Die Verbraucherzentralen raten bei solchen Geldanlagen daher grundsätzlich zur Vorsicht und warnen Anleger davor, sich von hohen Renditeversprechen in Kombination mit Umweltschutz von den Risiken und den meist langen Laufzeiten ablenken zu lassen.

Die Intransparenten: nachhaltige Investmentfonds

Eine Reihe von Anbietern von Investmentfonds berücksichtigt bei der Wahl geeigneter Investitionstitel klimafreundliche Kriterien. Sie investieren beispielsweise nur in Aktien oder Anleihen von Unternehmen aus umweltfreundlichen Branchen, wie zum Beispiel erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft, Speichertechnologie oder umweltfreundliche Mobilität. Bei Staatspapieren wird etwa in die Staaten investiert, die sich durch eine klimafreundliche Ordnungs- und Umweltpolitik auszeichnen. Setzt aber ein Fondsanbieter beispielsweise nur auf Aktien von Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien, sollten Anleger aufgrund der geringeren Diversifikation vorsichtig sein. Solche Fonds sind von Kurseinbrüchen stärker betroffen als Fonds, die auf mehrere Branchen setzen und somit Verluste innerhalb einer Branche auffangen können. Diese sogenannten Themen- oder Branchenfonds sind deshalb aus verbraucherpolitischer Sicht nur als Beimischung für ein Depot geeignet.

Insbesondere im Bereich der nachhaltigen Investmentfonds, ein Bereich, der am häufigsten mit nachhaltigen und klimafreundlichen Geldanlagen in Verbindung gebracht wird, ist es für Anleger zeitaufwendig und schwierig, sich einen Überblick über die rund 350 in Deutschland angebotenen "Nachhaltigkeitsfonds" zu verschaffen. Nur weil ein Fonds die Begriffe "nachhaltig", "grün/green" oder "öko" im Titel führt, bedeutet dies noch keinen automatischen Klimaschutz- oder Umwelt-Effekt.

- So stellten Anleger einiger nachhaltiger Investmentfonds nach der Atomkatastrophe in Fukushima fest, dass sich Aktien von Tepco, dem Betreiber des Atomkraftwerkes, im Portfolio befanden.

- Ebenso war bei der Öl-Katastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010 BP in einigen Nachhaltigkeitsfonds zu finden.6)

- Auch der Autohersteller BMW taucht in nachhaltigen Fonds auf, während andere Anbieter der Branche wie Swisscanto begründen, warum sie gerade die Automobilbranche ausschließen: "Dies liegt am hohen Energie- und Rohstoffverbrauch beim Personentransport relativ zur Alternative öffentlicher Verkehr."7)

Interessierte Anleger, die sicherstellen wollen, dass ihre Geldanlage ihren Vorstellungen von Nachhaltigkeit entspricht, müssen also auch hier viel Zeit investieren und die Nachhaltigkeits-Anlageansätze wie Best-in-Class und/oder Ausschlusskriterien genauestens prüfen. Ein Blick ins Depot kann eine zusätzliche Orientierungshilfe sein. Jedoch auch bei Investmentfonds sollten Anleger über die Nachhaltigkeit nicht die Performance und die Kosten eines Fonds ignorieren. Die gute Nachricht: Ein Nachhaltigkeitsfonds muss nicht zwangsläufig geringere Renditeerwartungen bedeuten.

Das zarte Pflänzchen: Sichere und klimafreundliche Sparanlagen

Schaut man sich die Umfragen der vergangenen Jahre an, ist für Anleger die Sicherheit das wichtigste Kriterium einer Geldanlage.8) Sichere Geldanlagen, wie durch Einlagensicherungssysteme geschützte Sparanlagen, gibt es auch als klima- oder umweltfreundliche Variante. Im Vergleich zu anderen Finanzformen sind sie jedoch weitaus seltener und nur bei wenigen Kreditinstituten erhältlich.

Zudem sollten sich Anleger im Vorfeld klar darüber werden, wie viel Klimaschutz es denn sein soll. So bieten beispielsweise einige Sparkassen und Volksbanken klimafreundliche Sparprodukte an. Sie werden häufig in Form von Sparbriefen mit festen Laufzeiten und festem Zins ausgegeben. Das Geld soll in lokale Projekte wie eine Solaranlage auf dem örtlichen Schuldach, einen Windpark in der Region oder in Energieeffizienzmaßnahmen an Gebäuden vor Ort fließen. Anleger können so sicher gehen, dass der von ihnen angelegte Betrag nicht für umweltschädliche Vorhaben verbucht wird. Anleger sollten hier nicht auf Rendite verzichten. Denn meist bewegt sie sich bei vielen der als klimafreundlich beworbenen Sparangebote im marktüblichen Bereich. Mit den Top-Konditionen einiger Direktbanken ist sie jedoch nicht zu vergleichen. Nur weil eine Bank oder Sparkasse ein klimafreundliches Sparprodukt im Angebot hat, lassen sich jedoch noch keine Rückschlüsse auf die gesamte Klimabilanz des Kreditinstitutes ziehen. Anleger müssen damit rechnen, dass ihre Bank - neben den geförderten Projekten aus dem Bereich der erneuerbaren Energien - auch Kredite an die Kohle-, Atom- oder Ölbranche vergibt, eventuell in weit größerem Maßstab als an Klimaschutz-Projekte.

"Grüne" Banken meist nur als Direktbanken

Anleger, die eine rundum "grüne" Bank möchten, sind bei den sogenannten alternativen und einigen kirchlichen Banken richtig. Sie vergeben nicht nur Kredite an Projekte aus den Bereichen Klimaschutz, Soziales oder Umwelt. Einige, wie die Ethik-Bank, die GLS Gemeinschaftsbank, die Triodos Bank und die Umweltbank, vermeiden nach eigenen Angaben auch Investitionen in die Atom, Kohle- oder Ölbranche. Auch andere Branchen und Produktionsweisen wie Rüstung, Grüne Gentechnik oder Kinderarbeit werden von vielen alternativen und kirchlichen Banken bei Investitionen gemieden. Für manche Verbraucher mag es jedoch ein Nachteil sein, dass es sich bei diesen Banken meist um Direktbanken handelt und Bankgeschäfte nur via Internet, Telefon oder Post möglich sind.

Fußnoten

1) Adelphi (Hrsg.): Der Carbon Footprint von Kapitalanlagen, Berlin, 2010, S. 13.

2) Carbon Tracker Initiative (Hrsg.): Unburnable Carbon - Are the world's financial markets carrying a carbon bubble?, Londnon, 2012, S. 6 ff.

3) Union Asset Management Holding AG (Hrsg): Pressemitteilung Nachhaltige Geldanlagen: Privatanleger halten sich zurück, Frankfurt, 23. April 2012.

4) Forum Nachhaltige Geldanlage e. V. (Hrsg): Marktbericht Nachhaltige Geldanlage, Berlin, 2013, S. 17.

5) Schäfer, Henry: International Corporate Social Responsibility Rating Systems, Journal of Corporate Citizenship 11, 2005, S. 107 ff.

6) Bettzieche, Jochen: Von ethischen Maschinenpistolen und ökologischem Uranabbau, Kurzstudie über den Inhalt von Nachhaltigkeitsfonds. Im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 2012, S. 5.

7) Ebd. Bettzieche, Jochen.

8)Deutscher Sparkassen- und Giroverband (Hrsg.): Vermögensbarometer 2013, S. 10.

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