Blickpunkte

PSD-Banken - Noch keine Flurschäden

"Ich will mir durch die Regulatorik nicht unser genossenschaftliches System kaputt machen lassen". Das war die zentrale Botschaft von Rudolf Conrads, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes der PSD-Banken anlässlich der Jahrespressekonferenz 2014.

- Jede Bank, auch ein kleines Haus wie die PSD-Bank Koblenz mit 50 Mitarbeitern, müsse zum Beispiel Beauftragte zu zehn verschiedenen Themen vorhalten: gleich mehrere für Compliance, für Geldwäsche, Datenschutz, Fatca, Risikocontrolling oder Whistleblowing nach dem Kreditwesengesetz.

- In Sachen Kirchensteuer müssen die Banken hoheitliche Aufgaben erledigen, ohne dafür entlohnt zu werden - obwohl der Staat an der Kirchensteuer mitverdient.

- Und bei den immer strikteren Regeln für das Outsourcing werden Verbundorganisationen gegenüber Konzernen benachteiligt. Das alles lässt die Kosten naturgemäß beträchtlich ansteigen.

Hinzu kommen die immer häufigeren "Sonderauskunftsersuchen" der Aufsicht. Allein die Abfrage, mit der die BaFin im November letzten Jahres die Gefahr einer Blasenbildung im Immobilienbereich ermitteln wollte, hat die Gruppe der elf PSD-Banken etwa 130 Mann-Tage gekostet, so Conrads. Versprechnungen der Politik, mittelständische Banken mit Derartigem nicht überproportional zu belasten, hätten sich in der täglichen Praxis als Sonntagsreden erwiesen. Es werde höchste Zeit für die politischen Entscheider zu erkennen, dass eine ausufernde Regulierung zulasten mittelständischer Banken und damit eines pluralistischen Bankenmarktes gehe und insofern "ebenso Flurschäden wie ein unkontrollierter Markt anrichten kann".

Trotz all diesen sicher nicht ganz unberechtigten Klagen sehen die elf PSD-Banken mit ihren zusammen 1,22 Millionen Kunden (davon 656 000 Mitglieder) bisher offenbar keinen Anlass, an ihrer Aufstellung etwas zu ändern. Fusionsüberlegungen seitens der Institute wurden dem Verband nicht zur Kenntnis gebracht. Und auch sonst kann man auf keine konkreten Maßnahmen verweisen, mit der sich in der Gruppe weitere Synergien heben lassen. So scheint beispielsweise eine Rückkehr zur gemeinsamen Markenkommunikation derzeit nicht in Sicht zu sein.

Trotz der zweifellos vorhandenen Belastungen durch die Regulatorik stehen die grünen Genossen auch noch recht ordentlich da. Noch gibt es die angedrohten Flurschäden nicht. Trotz der um fast zehn Prozent gestiegenen Sach- und Personalkosten konnte der Jahresüberschuss nach Steuern um 5,8 Prozent auf 44,7 Millionen Euro gesteigert werden, die Cost Income Ratio sank von 65,2 Prozent im Vorjahr auf den Zielwert von 60 Prozent. Für Direktbanken ist das sicher kein Spitzenwert. Da sich die PSD-Banken jedoch als "beratende Direktbanken" verstehen und immerhin mit 60 Standorten in der Republik präsent sind, ist das zweifellos zu relativieren. Gut gelaufen ist es 2013 in nahezu allen Geschäftsfeldern - eine Entwicklung, die sich im ersten Halbjahr 2014 fortgesetzt hat. Die Einlagen konnten 2013 um 2,28 Prozent auf 18,04 Milliarden Euro gesteigert werden, was angesichts der immer engeren Spielräume im Konditionenwettbewerb als recht gutes Ergebnis gewertet wird.

Rückmeldungen aus den Instituten geben Hinweise darauf, dass es immer weniger Zinshopper gibt. Und endlich scheint sich auch abzuzeichnen, dass die Kunden ihr Geld nicht mehr länger nur "parken", sondern auch wieder längerfristig anzulegen bereit sind. Dennoch profitierten die Banken der Gruppe im Zinsgeschäft von dem nach wie vor hohen Anteil der kurzfristigen Anleger.

Auf der Kreditseite können sich die PSD-Banken Conrads zufolge "vor Nachfrage kaum retten". Bei den Baufinanzierungen stieg der Bestand um 6,4 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Die Neuzusagen beliefen sich 2013 auf 2,3 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2014 bereits auf 1,2 Milliarden Euro.

Im Vermittlungsgeschäft ist vor allem das an die R+V vermittelte Versicherungsgeschäft bemerkenswert: Ein Plus von 6,8 Prozent bei den Lebensversicherungspolicen steht einem Abwärtstrend in der Branche insgesamt gegenüber. Und mit einem Anteil des Kompositgeschäfts von mehr als zwei Dritteln an den vermittelten Verträgen stellen die ehemaligen Post-Spar- und Darlehenskassen in der Genossenschaftsorganisation ohnehin eine Besonderheit dar.

Auch im eigenen Geschäft bedient sich die Gruppe der Hilfe von Vermittlern: Ein Viertel des Baufinanzierungsgeschäfts über Kreditvermittlungsplattformen, allen voran Interhyp und Europace. Kritik über deren Geschäftsgebaren und Konditionen, wie sie zuletzt unter anderem aus der Sparda-Gruppe zu hören waren, gibt es seitens der PSD-Banken nicht.

Ein wichtiges Thema in Sachen Vertrieb ist das Thema Online-Abschlussfähigkeit. Bei den Einlagen flossen den elf PSD-Banken auf diesem Weg im Jahr 2012 etwa 23 Millionen Euro zu, 2013 waren es 31,8 Millionen Euro und im ersten Halbjahr 2013 mit 35,7 Millionen Euro bereits mehr als im ganzen Vorjahr. Das Thema Online-Abschluss auch auf das Kreditgeschäft auszuweiten, ist insofern folgerichtig: Ab Oktober sollen zunächst Ratenkredite online abgeschlossen werden können. Dass das auf allen Endgeräten möglich sein soll, versteht sich von selbst. Red.

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