Blickpunkte

Sparda-Banken - Lebensversicherungen statt Einlagen

Bei den Spardas war im Jahr 2009 manches anders als sonst. Die Entwicklung im Einlagengeschäft war mit plus 0,8 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro ungewohnt schwach. Dafür verzeichnete die Gruppe im Kreditgeschäft mit einem Plus von 6,3 Prozent auf 32,1 Milliarden Euro das stärkste Wachstum seit 2003.

Das Schwächeln des Einlagengeschäfts erklärt Laurenz Kohlleppel, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Sparda-Banken, zum einen mit Wettbewerbsverzerrungen durch die staatlichen Stützungsaktionen. Dem Wettbewerb mit marktfernen Konditionen hätten sich die Spardas bewusst nicht gestellt. Hinzu kommt ein deutlicher Wechsel bei den Anlagepräferenzen der Kunden. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus hätten viele Verbraucher die Lebensversicherung als (noch) vergleichsweise renditestarke und dabei sichere Anlage bevorzugt. So stieg die Anzahl der an die DEVK vermittelten Versicherungen um stolze 28,2 Prozent auf 63 760, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag. Das Fondsgeschäft, bei dem "das erste Quartal praktisch ausgefallen" ist, ging dagegen um 42,3 Prozent auf ein Brutto-Neugeschäft von 923 Millionen Euro zurück.

Eindeutig sind auch die Aussagen zur Trendwende in der Vertriebspolitik: Die Filialisierungsstrategie der Sparda-Banken ist abgeschlossen, so fasste es Kohlleppel zusammen. Stattdessen soll das Selbstverständnis als "Direktbank mit Filialen" mit einer neuen technischen Basis unterlegt werden. Dazu gehört zum einen die von der Sparda-Bank Hamburg als Pilotbank vorgestellte Neukundengewinnung über den SB-Kanal mit Kontoeröffnung einschließlich Identitätsprüfung am Terminal. Daneben soll - nach zweijähriger Vorbereitung - auch die Online-Schnittstelle zur echten Online-Filiale ausgebaut werden, mithin das gleiche Produktangebot vorhalten, wie es auch in der Filiale abgeschlossen werden kann. Pilotbank im Netbanking ist die Sparda-Bank Baden-Württemberg.

Im genossenschaftlichen Verbund fühlen sich die Spardas nach Aussagen Kohlleppels trotz des Ungleichgewichts in der Dynamik der Geschäftsentwicklung wohl. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass mittlerweile jedes fünfte Genossenschaftsmitglied in Deutschland einer Sparda-Bank beigetreten ist. Bei den Neumitgliedern der letzten zehn Jahre liegt der Anteil Kohlleppel zufolge sogar bei 90 Prozent. Und damit tragen die Spardas stark zur "Absicherung der genossenschaftlichen Präsenz im Markt" bei.

Eine Kannibalisierung innerhalb des genossenschaftlichen Verbunds weist Kohlleppel von sich: Lediglich ein kleiner, einprozentiger Anteil der Sparda-Kunden komme von einer Volks- oder Raiffeisenbank, was nicht zuletzt an der geografischen Lage der Sparda-Filialen liege. Schließlich hätten die Kunden von rund 800 Volksbanken gar keine Sparda-Geschäftsstelle in ihrer Nähe. Auf dieser Ebene mag mit dem Ende der Filialisierungsstrategie tatsächlich Ruhe eingekehrt sein. In dem Maße aber, wie die ehemaligen Eisenbahnerbanken mit SB-Standorten beziehungsweise Kooperationen, wie sie die Sparda-Bank Hamburg vorgestellt hat, auch in ländlichere Regionen vorstoßen, könnte es neue Reibungspunkte geben. Red.

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