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Lebensversicherungen: Das Geschäft verschiebt sich

Die Einnahmen der deutschen Lebensversicherer sind 2010 um 6,0 Prozent auf 90,4 Milliarden Euro angewachsen. Damit macht die Lebensversicherung im weiteren Sinn rund die Hälfte der Beitragseinnahmen der deutschen Assekuranz aus, so die Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Berlin. Dieses Wachstum ist allerdings allein auf das Wachstum im Einmalbeitragsgeschäft um 28,8 Prozent zurückzuführen Denn die laufenden Beiträge gingen um 1,4 Prozent auf 63,34 Milliarden Euro zurück.

Normalisierung bei Einmalbeiträgen

Einmalbeiträge haben mit 27,03 Milliarden Euro 2010 mittlerweile einen Anteil von rund 30 Prozent am gesamten Beitragsaufkommen der deutschen Lebensversicherer und sind damit zu einem wichtigen Bestandteil des Geschäfts geworden.

Der Boom des Einmalbeitragsgeschäfts scheint aber zunächst einmal vorbei. Betrug das Wachstum 2009 noch fast 60 Prozent, schwächte es sich im vergangenen Jahr auf 28,8 Prozent ab. Und der GDV geht für 2011 von einer weiteren "Normalisierung" aus. Denn durch Zinsrückgänge bei den Lebensversicherungspolicen (nicht zuletzt durch die Absenkung des Garantiezinses zum 1. Januar 2012 auf 1,75 Prozent und damit den niedrigsten Höchstrechnungszins in der gesamten Euro-Zone) und mögliche Zinsanhebungen seitens der Europäische Zentralbank werden Lebensversicherungen als kurzfristige Geldanlage weniger attraktiv. Auch widmen sich nicht (mehr) alle Versicherer diesem viel kritisierten Kurzfristgeschäft.

Bei einem tendenziell rückläufigen Geschäft gegen laufenden Beitrag hält der GDV deshalb für 2010 einen leichten Rückgang beim Beitragsaufkommen der Lebensversicherer für möglich. Dabei kommt auch zum Tragen, das viele der noch vor der steuerlichen Umstellung agbeschlossenen Kapitallebensversicherungen mit zwölfjähriger Laufzeit jetzt auslaufen.

Zielgruppe für laufende Beiträge schrumpft

Die rückläufigen laufenden Beiträge hängen nicht zuletzt mit dem demografischen Wandel zusammen. Denn Policen gegen laufenden Beitrag werden traditionell vor allem von der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren abgeschlossen. Diese Kernzielgruppe ist aber durch das Herauswachsen der geburtenstarken Jahrgänge im Schrumpfen begriffen.

Die Branche wird sich deshalb verstärkt auf ältere Zielgruppen konzentrieren müssen, die ihr angespartes Kapital in einen lebenslangen Einkommensstrom umwandeln wollen. Und hier kommen dann wieder die Einmalbeiträge ins Spiel - als klassisches, langfristiges Versicherungsgeschäft: Denn fast die Hälfte der Einmalbeträge entfällt auf aufgeschobene und sofort beginnende Renten.

Staatlich geförderte Altersvorsorge wird zum festen Standbein

Und schließlich ist da auch noch die staatlich geförderte Altersvorsorge. Allein die Einnahmen der Branche aus Riester- Verträgen machten im vergangenen Jahr 6,24 Milliarden Euro aus. Hinzu kamen rund 2,36 Milliarden Euro aus Basisrenten.

Die staatlich geförderte private Altersvorsorge steht also immerhin für fast zehn Prozent der Beitragseinnahmen der Assekuranz. Und das Geschäft läuft weiterhin gut. Der Bestand an Riester-Verträgen ist den GDV-Zahlen zufolge um 5,0 Prozent auf 10,32 Millionen Stück gewachsen. Rund eine Million Policen wurden 2010 neu abgeschlossen. Bei der noch jüngeren Basis-Rente waren es 218000 neue Verträge. Aufgrund des geringeren Bestands betrug das Wachstum sogar 18,1 Prozent auf 1,28 Millionen Stück.

Auch die betriebliche Altersvorsorge kommt voran: Die Direktversicherungen stiegen um 2,9 Prozent auf einen Bestand von 6,78 Millionen Verträgen. Bei den Pensionskassen waren es 3,38 Millionen (plus 2,9 Prozent) und bei Pensionsfonds 0,32 Millionen (plus 9,6 Prozent) Verträge.

Mit anderen Worten: Das Geschäft mit Lebensversicherungen verschiebt sich weg von klassischen Verträgen gegen laufenden Beitrag in Richtung staatlich geförderter privater und betrieblicher Altersvorsorge und zu Rentenpolicen gegen Einmalbeitrag. Gleichzeitig ist (mit dem Auslaufen vieler zwölfjähriger Policen) die durchschnittliche Vertraglaufzeit ebenso wie die durchschnittliche Beitragssumme deutlich angestiegen. Der leichte Vertragsrückgang (2010 waren es minus 0,9 Prozent) macht der Branche deshalb keine Sorgen.

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